„Kleine Patient:innen, große Wirkung – wie HNO bei Kindern den Alltag erleichtert“ mit Dr.med.Timo Rother

Shownotes

In dieser Episode von „Zwischen Visite & Vision – Medizin im Gespräch“:

🎙️ Gast: **Dr. Timo Rother **– Facharzt für HNO-Heilkunde, Kinder-HNO 🏥 Praxis HNO Rother München- https://www.hno-rother.de/ 🧠 Themen: – Polypen, Paukenröhrchen und ständiger Schnupfen – Warum Kinder häufig Probleme im HNO-Bereich haben – Wann konservative Therapie, wann Operation? – Wie HNO-Ärzt:innen kindgerecht arbeiten können – Was Eltern wissen sollten – und was sie entlastet ** 🎧 Jetzt reinhören und mehr erfahren über moderne HNO bei Kindern!**

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Speaker0: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Zwischen Visite und Vision

Speaker0: – Medizin im Gespräch mit Dr. T. und Mr. F.

Speaker0: Es gibt Ärztinnen und Ärzte, die nicht nur Diagnosen stellen,

Speaker0: sondern Menschen begleiten.

Speaker0: Unser heutiger Gast gehört definitiv dazu. Dr.

Speaker0: Me Timo Rother ist HNO-Facharzt, plastischer Operateur und Gesundheitsökonom.

Speaker0: Und jemand, der nicht nur seine Praxis führt, sondern auch sein Familienleben mit drei Kindern.

Speaker0: 15 Jahre war er am verschiedensten Universitätskliniken tätig,

Speaker0: hat operiert, gelehrt, weitergedacht.

Speaker0: Mit Zwischenstationen wie Harvard Boston und dem Ziel, Medizin menschlich zu machen.

Speaker0: Privat ist ein echter Bergflex. Klettern, Mountainbike, Wandern, Hauptsache draußen.

Speaker0: Und Technik begeistert ihn genauso gut wie die Medizin.

Speaker0: Aber was ihn wohl am meisten prägt, drei kleine Menschen, die ihn nicht nur

Speaker0: zum Spielplatz begleiten, sondern beim letzten Urlaub sogar in die Spielhalle geschleppt haben.

Speaker0: Nicht ganz freiwillig, aber mit Papaherz. Heute sprechen wir mit einem Arzt,

Speaker0: der weiß, dass Kindermedizin mehr ist als Orthoskopie und OP.

Speaker0: Es geht ums Leben, um Lernen und um das Vertrauen, das Kinder brauchen.

Speaker0: Wenn die Ohren drücken, die Mandeln stören oder die Nacht wieder laut wird.

Speaker0: Wir freuen uns sehr auf Einblicke aus der Praxis, Haltung aus Erfahrung und

Speaker0: einem Arzt, der genauso zuhört, wie er handelt.

Speaker0: Willkommen bei Zwischenvisite und Vision Medizin im Gespräch. Dr. mit Timo Rotter.

Speaker0: Einen wunderschönen guten Tag

Speaker0: zu einer neuen Folge von Zwischenvisite und Vision Medizin im Gespräch.

Speaker0: Ich begrüße heute recht herzlich bei uns hier im Studio Dr. Timo Roter.

Speaker0: Bei uns hier im Studio ist ein bisschen falsch ausgedrückt. Wir sind tatsächlich

Speaker0: hier in seiner Praxis in München und wir sind völlig fasziniert.

Speaker0: Das ist ein tatsächlich ein eigenes Videostudio hier. Hallo.

Speaker1: Ja, hallo.

Speaker0: Timo, bevor wir starten, wir tiefer in die HNO-Medizin einsteigen,

Speaker0: möchten wir uns heute mal noch ein bisschen kurz am Anfang damit beschäftigen,

Speaker0: warum HNO-Medizin und warum vor allem Kinder?

Speaker1: Die Entscheider für die HNO kam tatsächlich nach mehreren Formulatoren im Medizinstudium

Speaker1: in diversen Fächern und einem allgemeinchirurgischen Kollegen,

Speaker1: der mir als Student mit dem Satz entgegentrat,

Speaker1: Herr Rota, unterschätzen Sie nicht die Befriedigung, jemanden geheilt zu haben.

Speaker1: Und in der HNO ist es halt tatsächlich so, also unsere Patienten sind in den

Speaker1: allermeisten Fällen ab Hals abwärts gesund.

Speaker1: Das heißt, wir haben ein schönes, isoliertes Fachgebiet, schöne,

Speaker1: saubere, einfache Operationen, schöne, saubere, einfache Behandlungen und einen

Speaker1: überdurchschnittlichen Prozentsatz an Patientinnen,

Speaker1: die auch dann tatsächlich zufrieden behandelt und glücklich aus der Praxis laufen.

Speaker0: Timo, jetzt haben wir im Intro gehört, 15 Jahre Uniklinik. Was hat dich da besonders geprägt?

Speaker1: Die medizinischen Herausforderungen tatsächlich hauptsächlich.

Speaker1: Es ist so, fünf Jahre Grundausbildung, HNO, dann erwirbt man seinen Facharzt,

Speaker1: dann kommen noch Zusatzbezeichnungen dazu, dann macht man noch Diplastische,

Speaker1: dann macht man noch QM und was auch immer alles.

Speaker1: Aber es ist an der Uniklinik halt schon so, man sieht Dinge,

Speaker1: die man nirgendwo anders sieht.

Speaker1: Es ist dafür eine gute Stufe härter, als jetzt, sagen wir mal,

Speaker1: sich nach fünf Jahren in der Praxis zu setzen, wobei die Praxis auch ihre Herausforderungen

Speaker1: hat, so ist es jetzt nicht.

Speaker1: Und man lernt unendlich viel.

Speaker1: Insbesondere als junger Assistenzarzt im Alter von so einem zweiten Jahr schätzt

Speaker1: man das überhaupt nicht.

Speaker1: Und später merkt man dann, was man alles mitbekommen hat.

Speaker1: Ich selber war nie der große Forscher, aber mei, die Forscher brauchen auch

Speaker1: jemanden, der ihnen den Rücken frei hält. Der will.

Speaker1: Genau. Und ich war dann halt immer

Speaker1: der, der nachts um zwei die Notopies gekloppt hat. Das war mein Ding.

Speaker0: Timo, jetzt haben wir ja im Vorfeld ein bisschen recherchiert,

Speaker0: haben ja viele Bewertungen auch gelesen und ich würde jetzt mal sagen,

Speaker0: die Eltern feiern dich, vor allem bei den Kindern.

Speaker0: Wir haben da auch einige tolle Statements gefunden.

Speaker0: Wie beeinflusst dich das Vatersein in der Arbeit gerade mit den Kindern?

Speaker1: Unendlich. Aber das hatte ich tatsächlich auch vor, schon bevor ich Kinder bekommen habe.

Speaker1: Auch da war wieder eine Person in meiner Ulmer Universitätszeit sehr,

Speaker1: sehr, sehr prägend. Das war mein alter Chef, der Herr Professor Rettinger.

Speaker1: Der hatte uns bei jeder Visite eingebläut, die primäre Emotion von Patientinnen

Speaker1: und Patienten ist Angst.

Speaker1: Die wissen nicht, um was es geht, die wissen nicht, worauf sie sich einlassen.

Speaker1: Das heißt primär haben die erstmal Sorge und Angst. Und genauso geht es Eltern.

Speaker1: Und bei Eltern ist die Sorge und die Angst um ihre eigenen kleinen Sprösslinge

Speaker1: natürlich dann nochmal besonders ausgeprägt.

Speaker1: Und da muss man drauf eingehen, man muss mit denen reden, man muss es ihnen

Speaker1: erklären. Man darf keine Fachbegriffe verwenden.

Speaker1: Und bei den kleinen Kindern war mein persönlicher Zugang zu den Kindern tatsächlich,

Speaker1: als ich mich, das war mein erster Frankreich-Aufenthalt.

Speaker1: Die Franzosen haben einen komplett anderen Zugang zu Kindern.

Speaker1: Die behandeln die grundsätzlich wie kleine Erwachsene. Und wenn man das macht,

Speaker1: wenn man die wie kleine eigenständige Persönlichkeit, wie Mini-Erwachsene behandelt,

Speaker1: dann öffnen die sich ganz, ganz, ganz anders.

Speaker1: Wenn in den Untersuchungsraum die Eltern mit dem Kind reinkommen.

Speaker1: Ich rede nie mit den Eltern.

Speaker2: Nie.

Speaker1: Ich begrüße sie noch nicht mal. Als allererstes wird das Kind begrüßt und dann

Speaker1: heißt es, na junge Dame, na was machen wir denn heute?

Speaker1: Und das klappt dann. Da gucken die halt an, so aha, der könnte ganz nett sein.

Speaker0: Ja, ist ja klar. Die Angst ist erstmal da, weil es ist der Doktor.

Speaker0: Man kennt ja auch den Doktor immer mit einem weißen Kittel, immer sehr streng, kurz angebunden.

Speaker0: Das hilft mit Sicherheit. Da glaube ich tatsächlich, dass du ein gutes Rezept

Speaker0: gefunden hast, mit kleinen Patienten erstmal Ja.

Speaker1: Insbesondere das pädiatrische Kittel weglassen ist ein großer,

Speaker1: ist ein großer Bringung bei Kindern.

Speaker0: Ich bin ja sowieso kein Fan vom großen weißen Kittel.

Speaker1: Ich auch nicht. Ich auch nicht.

Speaker0: Ich finde es immer noch interessant, immer, dass die, dass es immer noch so

Speaker0: viel gemacht wird, auch tatsächlich in der Praxis, in der Klinik kann ich das

Speaker0: alles schon noch nachvollziehen.

Speaker0: Wir hatten es ja auch in der Folge von der Franziska Heider,

Speaker0: wo es um die Wirbelsäule auch ging.

Speaker0: Die tatsächlich, wenn sie den Kittel aushat, als Schwester betitelt wird.

Speaker1: Ja, aber wir haben ja einen ambulanten Operationssaal in der Praxis mit drin.

Speaker1: Das heißt, wir sind selber für die Hygiene verantwortlich, selber für die Aufbereitung

Speaker1: verantwortlich. Das ist nur eine der wenigen Praxen, die das selbst macht tatsächlich.

Speaker1: Und es ist einfach so, in sämtlichen Hygieneschulungen wird immer wieder betont,

Speaker1: dass die letzten 10 Zentimeter des Chefarztkittels hygienerechtlich da absolute

Speaker1: Horror sind. Da wächst alles drauf.

Speaker1: Deswegen haben auch bei mir die Mitarbeiterinnen, wir haben ein ganz strenges

Speaker1: Regime, es gibt keine Arztkittel, es gibt keine langärmlichen Kittel,

Speaker1: es gibt nichts, was das Handgelenk berührt.

Speaker1: Und dann halt das, was man von der Klinik kennt. Schmuck weg und so weiter und so fort.

Speaker0: Jetzt haben wir ja auch im Intervieren, Klettern, Mountainbiken,

Speaker0: Technik. Was hilft dir denn davon im Alltag?

Speaker1: Das sind mehrere Dinge eigentlich.

Speaker0: Also das Technische würde ich jetzt sofort...

Speaker1: Das Technische ist ganz klassisch Handwerk, Dinge umsetzen, einfach auch so

Speaker1: ein gewisses Feingefühl zu haben, gerade wenn es um das Chirurgische geht zum Beispiel.

Speaker1: Das ist der eine Punkt, meine ganzen Outdoor-Tätigkeiten, die haben mich in

Speaker1: meinem Problemlösungsbewusstsein eigentlich hauptsächlich verändert.

Speaker1: Weil, jetzt mal salopp gesagt, in der Fußballmannschaft sind immer noch mal

Speaker1: zehn andere da, denen man die Schuld geben kann, wenn was nicht läuft.

Speaker1: Wenn man aber beim Biken ist, beim Klettern oder wenn man in irgendeiner Eiswand

Speaker1: hängt, dann ist es halt so, es gibt nur dich und dann eben die Umwelt.

Speaker1: Und wenn es nicht funktioniert, gibt es niemanden, dem man die Schuld geben kann. Ja, klar.

Speaker0: Jetzt hast du ja viele kleine Patienten und ich finde immer,

Speaker0: wenn man mit Kindern arbeitet, ist Kompass Spezielles auch dabei rüber.

Speaker0: Was ist denn, was du von deinen kleinen Patienten zuletzt gelernt hast,

Speaker0: wo du gesagt hast, gar nicht schlecht gewesen, kleiner Mann oder kleine Dame?

Speaker1: Was ich von Kindern lerne? Ach, dass ich vielleicht manche Sachen nicht ganz

Speaker1: so bierernst nehmen muss.

Speaker1: Dass es dann doch immer auch nochmal einen anderen Weg gibt.

Speaker1: Also vor allem, Kinder haben ja kreativste Lösungsmöglichkeiten.

Speaker1: Das lerne ich insbesondere bei meinen Kleinen dann immer wieder.

Speaker1: Die kommen dann ums Eck mit so, Papa, jetzt machen wir das so und so.

Speaker1: Ja, okay, ja, gute Idee, machen wir so. Das ist also, als Erwachsener hängt

Speaker1: man dann ja doch manchmal in seinem Gedankentunnel fest, guckt nicht fünf Grad

Speaker1: nach rechts und nicht fünf Grad nach links, sondern immer nur da vorne ist die

Speaker1: Lösung und da will ich hin.

Speaker1: Und dass es manchmal vielleicht doch einen etwas einfacheren Weg gibt.

Speaker1: Ja, das kriegt man von Kindern oft, finde ich.

Speaker0: Also, ich finde es auf jeden Fall toll. Jetzt haben wir ja schon einiges über

Speaker0: dich kennengelernt und ich kann nur jedem empfehlen, abonniert den Instagram-Account von der Praxis.

Speaker0: Es ist wirklich sehr toll, wie vielfältig der aufgebaut ist,

Speaker0: also von der Aufklärung, von der Erklärung auch, von einzelnen Punkten,

Speaker0: aber auch so ein bisschen dieses Menschliche.

Speaker0: Wir haben ja auch natürlich recherchiert und haben das mit der Spielhalle und

Speaker0: den Kindern über den Account rausgekriegt, was wir tatsächlich schmunzelt beobachtet haben.

Speaker0: Timo, jetzt lass uns reingehen in das typische Beschwerdebild im Kindesalter.

Speaker0: Wir haben ja massig an Fragen bekommen, gerade zu dem Thema HNO.

Speaker0: Das ist ja schon ein großes Thema.

Speaker0: Was bringen denn Eltern mit ihren Kindern eigentlich hin?

Speaker0: In der HNO-Praxis mit und welche

Speaker0: Symptome siehst du immer wieder und manchmal aber auch viel zu spät.

Speaker0: Wobei man ja immer sagt, bei Kindern zu spät gibt es eigentlich nicht, weil...

Speaker1: Oh doch, zu spät gibt es. Okay. Also die Kinder kommen natürlich bei uns in

Speaker1: den allermeisten Fällen eben natürlich klar Probleme im Hals-,

Speaker1: Nasen- und Ohrenbereich.

Speaker1: Da sind ganz weit vorne mit dabei Mittelohrentzündungen, die Pauknergüsse,

Speaker1: also wenn hinter dem Trommelfett die Flüssigkeit stehen bleibt,

Speaker1: obwohl die Entzündung schon längst weg ist.

Speaker1: Die Kinder haben relativ häufig vergrößerte Rachendachmandeln,

Speaker1: die sogenannten Adenoiden.

Speaker1: Das sind in Deutschland oft gebräuchige Wort, Polypen mag ich überhaupt nicht,

Speaker1: weil tatsächlich da eine Verwechslungsgefahr mit Erwachsenen sozusagen besteht.

Speaker1: Dann vergrößerte Mandeln und die damit einhergehende Mundatmung und insbesondere

Speaker1: ganz vorne mit dabei das Schnarchen und die damit einhergehenden Atemaussetzer.

Speaker1: Das Schlafapnoe-Syndrom bei Erwachsenen ist bekannt, weiß man ab einer gewissen

Speaker1: Zahl von Aussetzern, kriegt man einen Führerschein entzogen,

Speaker1: darf nicht mehr Auto fahren.

Speaker1: Und wir haben dann tatsächlich irgendwann mal

Speaker1: Aus Neugier begonnen, die Schlafanalysegeräte der Erwachsenen bei Kindern anzuhängen.

Speaker1: Und das war für mich so eine Initialzündung.

Speaker1: Also da habe ich das erste Mal bemerkt, wie schlimm das für die ist.

Speaker1: Wir hatten Messungen mit Sauerstoffsättigung unter 70 Prozent im Schlaf bei Kindern.

Speaker1: Kinder mit 20, 30, 40 Atemaussetzern pro Stunde. Und das war so das,

Speaker1: wo ich dann wirklich mal bemerkt habe, was für ein vollkommen unterschätztes Krankheitsbildes ist.

Speaker1: Und dann hatte ich auch das erste Mal so einen Zugang dazu, warum die Kinder,

Speaker1: die diese Probleme haben, dann am Schluss eben bei Sprachentwicklungsverzögerungen,

Speaker1: bei motorischen Entwicklungsverzögerungen und so weiter landen.

Speaker1: Und es gibt tatsächlich in der Entwicklung von Kindern gibt es so ein paar Deadlines.

Speaker1: Wenn ein Kind Sprache bis zu circa einem Alter von sieben, acht nicht wirklich

Speaker1: vernünftig gelernt hat, dann ist es fixiert.

Speaker1: Kennt man von manchen Erwachsenen, die das Lispen der Leben lang nicht mehr

Speaker1: rauskriegen, weil es einfach drin ist.

Speaker1: Das heißt, es läuft tatsächlich schon so ein kleiner Counter rückwärts,

Speaker1: wo wir die Therapie von Kindern anstreben sollten.

Speaker1: Es ist jetzt nicht so, dass es innerhalb von zwei Ofen stattfindet muss.

Speaker1: Manche Eltern sind da dann doch etwas sehr besorgt.

Speaker1: Aber so ein bisschen so eine grundlegende Dringlichkeit ist schon drin.

Speaker0: Habt ihr gerade eben schon gehört von dir, Polypen ist jetzt ein schwieriges

Speaker0: Wort, aber wir haben tatsächlich sehr viele Fragen.

Speaker1: Die Eltern sagen Netz über Polypen.

Speaker0: Was sind denn Warnzeichen bei Polypen, Pauken, Ökussen, Atemprobleme,

Speaker0: Wann würdest du raten, Eltern da schnell oder zügig einen Termin zu vereinbaren?

Speaker1: Ja, wie so oft gibt es in der Medizin ja für sowas Leichtlinien.

Speaker1: Also ein Kind darf nach einer Mittelentzündung mal einen kleinen Baukampus haben,

Speaker1: aber alles oberhalb von sechs Wochen fangen wir an, uns langsam mal Gedanken zu machen.

Speaker1: Das heißt, wenn ein Kind acht Wochen lang nachfragt, nichts versteht,

Speaker1: selbstständig die Tony-Box oder das Hörspiel lauter dreht, Das ist eines der

Speaker1: empfindlichsten Kriterien, wenn die von alleine das lauter hören oder wenn die

Speaker1: Kinder selber besonders laut reden, dann hat man schon mal das Thema Ohr relativ abgedeckt.

Speaker1: Alles größer, sechs bis acht Wochen, muss einfach mal immer drauf schauen.

Speaker1: Wenn die Polypen vergrößert sind oder die Mandeln vergrößert sind,

Speaker1: dann ist es so, entweder ist der obere Eingang zu eng oder der untere oder beide.

Speaker1: Wenn die Nase auf der Rückseite durch die Polypen verengt ist,

Speaker1: dann laufen die Kinder konstant mit offenem Mund rum, können nicht vernünftig durch die Nase atmen.

Speaker1: Die fallen nachts durch Mundatmen, manchmal durch Schnarchen und in besonders

Speaker1: Schlimmfällen dann wirklich durch Atempausen auf.

Speaker1: Atempausen hören sich bei Kindern ein klein bisschen anders an als bei Erwachsenen.

Speaker1: Das heißt, das Kind hört einfach auf zu schnarchen. Man hört plötzlich in der Zeit ja nichts.

Speaker1: Und dann macht das Kind so ein einatmendes Seufzen. So kann man sich das ein bisschen vorstellen.

Speaker1: Und ein, zwei Atemaussetzer pro Stunde sind tatsächlich erlaubt.

Speaker1: Aber wenn das Kind das natürlich alle 40, 50 Sekunden macht,

Speaker1: dann ist wirklich ein schwerwiegendes medizinisches Problem da.

Speaker0: Okay, auf jeden Fall sehr interessant. Ich wusste nicht, dass das normal ist

Speaker0: mit ein, zwei Artenaussatz.

Speaker1: Kommt da auch immer darauf an, wie lange die dauern und wie weit die Sauerstoffseite

Speaker1: runtergeht. Aber ein bis zwei machen uns eigentlich keine großen Sorgen.

Speaker0: Timo, wir werden bei dir aufgrund der Frage, Häufigkeit und diesen ganzen Punkten,

Speaker0: werden wir schon in den einzelnen Teilen die die Patienten vorlagen, da schon rein müssen.

Speaker0: Ab wann ist es bedenklich, wenn mein Kind Wasser hinter dem Ohr hat und schlechter wird?

Speaker1: Das sind eben, wie gesagt, diese sechs Wochen, manche Leitlin sagen zwölf Wochen

Speaker1: irgendwo dazwischen, die Wahrheit.

Speaker1: Dann, wenn es sich, oder wenn man das, sagen wir mal, als Eltern,

Speaker1: weiß man ja manchmal nicht, wie lange die Erküße schon da sind.

Speaker1: Aber Eltern haben ein sehr feines Gespür dafür, ob sich die Sprachentwicklung

Speaker1: des Kindes rückwürzt entfittet.

Speaker1: Wenn die merken, ah, stopp mal, das S war schon mal besser.

Speaker1: Und der Buchstabe stimmt plötzlich nicht und das Kind geht die Treppe wieder runter.

Speaker1: Dann ist es ein Punkt, wo man darauf achten müsste.

Speaker0: Jetzt sind wir bei den Punkten Behandlungsmöglichkeiten im Alltag.

Speaker0: Wenn die Diagnose steht, geht es ja um das Handeln.

Speaker0: Doch was hilft am Ende wirklich, ist tatsächlich immer so die Frage zwischen

Speaker0: Sprayoperationen, Alltagsstruktur und,

Speaker0: Kortisonspray ist ja ein ganz großes Thema immer. Wann ist es denn sinnvoll,

Speaker0: Timo, und wie lang ist es unbedenklich?

Speaker1: Das kommt auch an, was man sinnvoll versteht. Also es ist so,

Speaker1: die Leitlinie, wenn es darum geht, sagen wir mal eine Polypenentfassung oder

Speaker1: eine Mantelverkleinerung zu

Speaker1: machen, die sagt ja ganz klar, ist das Symptom da, wird das Kind operiert.

Speaker1: Das hat bei Eltern nicht die höchste Akzeptanz, um es mal so auszudrücken.

Speaker1: Also die gehen zum Harnoals, wollen einfach nur mal eine Meinung.

Speaker1: Das Erste, was der komische Harnoalser sagt, ist, hä, okay.

Speaker1: Das erzeugt nicht das größte Vertrauen. Aber man kann es beim ersten Thema dann

Speaker1: Termin schon mal ansprechen.

Speaker1: Seit ca. 2000 gibt es die inhalativen Cortison-Sprays, die inzwischen eine Zulassung ab einem Alter von ca.

Speaker1: Drei Jahren haben, zur Therapie von Allergien.

Speaker1: Da Polypen und Mandeln sich sehr gern nach viralen Infektionen vergrößern und

Speaker1: dieser Entzündungsreiz, obwohl die Viren schon längst weg sind,

Speaker1: in diesem lymphatischen Gewebe weiter vor sich hin köchelt, ist es tatsächlich

Speaker1: so, dass man durch Kortisonspray wohl einen positiven Effekt erzeugen kann.

Speaker1: Die Studienlage ist sehr uneindeutig, muss man ganz klar sagen.

Speaker1: Ich persönlich mache das bei jedem einzelnen Kind vorher als Therapieversuch,

Speaker1: muss aber auch ganz ehrlich zugeben, das hilft vielleicht bei 10, 15 Prozent der Kinder.

Speaker1: Aber es ist wunderbar dazu geeignet, bei den Eltern das Gefühl auch dazu zu

Speaker1: erzeugen, okay, wir haben medikamentös alles probiert.

Speaker1: Wir haben einen Off-Label-Versuch, Kortison-Sprick, versucht.

Speaker1: Das heißt, wir haben wirklich alles probiert, was irgendwie zur Verfügung steht

Speaker1: und dann bleibt halt eben die OP übrig.

Speaker1: Deswegen, wie gesagt, die Besserungsquote unter Kortison-Sprick ist jetzt nicht

Speaker1: der Brüller. Da sind sich die Studien relativ einig.

Speaker1: Aber zum Gesamtkonzept würde ich es nicht weglassen wollen tatsächlich.

Speaker0: Definitiv. Ich sehe das auch so, wenn du sagst 10 bis 15 Prozent,

Speaker0: das sind 10 bis 15 Prozent, die gegebenenfalls operativ versorgt werden.

Speaker1: Ja, vor allem bei einer Nebenwirkungsquote, die quasi nicht vorhanden ist.

Speaker1: Die Eltern, also sobald man das böse Wort Cortison im Mund nimmt,

Speaker1: dann schreien natürlich alle immer Zetern-Maurio.

Speaker1: Man darf aber nicht vergessen, die Cortison-Nasensprays, das sind ja synthetische Steroide.

Speaker1: Ich erkläre es den Eltern immer damit,

Speaker1: dass, ohne dass es Werbung sein soll, in den meisten Fällen ist es bei dem Spray ja das Momethason.

Speaker1: Und wenn man zum Beispiel Eltern hat, wo das Kind ein kleines Asthma hat oder

Speaker1: sowas in der Richtung, dann sage ich denen immer, guck, jetzt schauen sie doch

Speaker1: mal auf das Spray drauf, was da draufsteht.

Speaker1: Und dann erkläre ich denen, wisst ihr, da gibt es Flutikason, Beklomethason.

Speaker1: Und da kriegt es das Kind jeden Tag in die Lunge. Und wir reden von sechs Wochen in die Nase.

Speaker1: Ja, und damit kriegt man die ganz gut eingefallen. Also das macht meist kein großes Problem.

Speaker0: Wir haben, wie gesagt, wir mixen das jetzt auch mit den Patienten,

Speaker0: was ist denn mit abschwellenden Nasensprays bei Kindern? Hältst du viel davon?

Speaker0: Ohne Cortison gegebenenfalls, aber auch diese Meerwassersprays, die es da auch gibt?

Speaker1: Überhaupt nicht. Und der Punkt ist ganz einfach Folgendes. Das abschwellende

Speaker1: Nasenspray verkleinert die sogenannten Nasenmuscheln im Inneren der Nase.

Speaker1: Die Nasenmuscheln sind bei Kindern aber fast nie vergrößert,

Speaker1: außer die haben inhalative Allergien.

Speaker1: Inhalative Allergien gegen Bäume, Gräse, Hausstammel, kommen aber immer später

Speaker1: im Leben. Meistens irgendwo so zwischen sechs und acht Jahren Kunde erst.

Speaker1: Das heißt, man schwillt die Nasenmuscheln ab. Da die Polypen aber dahinter sind,

Speaker1: bringt das überhaupt nichts, wenn man den Weg frei macht, die Tür hinten aber immer noch zu ist.

Speaker1: Und das Polypengewebe ist lymphatisches Gewebe, das ist wie eine Mandel.

Speaker1: Auf lymphatisches Gewebe kann man abschwellende Nasentropfen drauf tropfen,

Speaker1: bis man blau wird. Das funktioniert nicht, die werden nicht kleiner dadurch.

Speaker1: Und die abschwellende Nasentropfen haben immer die Schädigung der Schleimhauten mit dem Gepäck.

Speaker0: Timo, jetzt kommt ja immer häufiger auch der Fall mit dem Paukenröhrchen zum Einsatz.

Speaker0: Kannst du mal kurz unseren Zuhörern erklären, wann wird ein mit Paukenröhrchen

Speaker0: eingesetzt und wie lange bleibt es dann am Ende im Moor?

Speaker1: Ja, das entscheidet das Kind. Also es ist so, bei einer Polypenentfassung,

Speaker1: wenn das Kind Ergüsse hat, macht man meistens Trommelverschnittchen mit und

Speaker1: ich entscheide es tatsächlich anhand der Konsistenz der Flüssigkeit und anhand

Speaker1: der Dauer des Paukenergusses.

Speaker1: Wenn der Erguss 8, 10, 12 Wochen da drin war und er war erst noch schön dünnflüssig

Speaker1: wie Leitungswasser, dann sauge ich es nur ab und lasse es so.

Speaker1: Wenn der August da wirklich schon drei Monate drin ist und beim Absaugen der

Speaker1: Sauger sich wirklich redlich müht, das ist wie Klebstoff, das ist so ein Kleister,

Speaker1: dann ist es tatsächlich so, dann

Speaker1: setzen wir Räuchern ein, wir nehmen grundsätzlich nur welche aus Titanen.

Speaker1: Es gibt neuerdings einen Mittelweg,

Speaker1: das ist etwas, was wir uns jetzt auch tatsächlich zulegen werden.

Speaker1: Es gibt einen speziellen Laser, mit dem man eine sogenannte Laserparazynthese,

Speaker1: also ein Trommelfeschnittchen mit Laser machen kann.

Speaker1: Das bleibt ein bisschen länger offen als der Schnitt, bleibt aber nicht so lang

Speaker1: offen wie das Röhrchen. Weil beim Röhrchen haben wir ein Problem.

Speaker1: Das Röhrchen wird nach außen abgestoßen vom Kind.

Speaker1: Das heißt, solange das nicht abgestoßen ist, darf das Kind nicht unter Wasser.

Speaker1: Was speziell jetzt im Sommer beim Schwimmen wenig beliebt ist.

Speaker1: Und ob ein Kind ein Röhrchen nach 3 Monaten, 6 Monaten, 9 oder 12 Monaten abstößt,

Speaker1: das weiß keiner so ganz genau.

Speaker1: Aber die Kinder kriegen es normalerweise nach 6 Monaten bis 9 Monaten raus.

Speaker0: Das ist tatsächlich auch, du hast im Endeffekt auch schon die nächste Frage

Speaker0: beantwortet mit den Einschränkungen im Alltag, mit Duschen, Schwimmen,

Speaker0: Tauchen. Ja. Das sind natürlich dann Probleme.

Speaker1: Wir machen es inzwischen so, wir rezeptieren den kleinen Patienten und Patientinnen

Speaker1: einen individuell angepassten Silikonschwimmschutz.

Speaker1: Den macht der ganz normale Hörgeräte laden, den müssen die Eltern erstmal bezahlen,

Speaker1: dann reichen die das Rezept bei der Versicherung ein. Und da der Betrag,

Speaker1: sagen wir mal, wirklich überschaubar ist, habe ich jetzt bisher auch noch nicht

Speaker1: gehört, dass die Versicherungen da irgendwie Ärger machen.

Speaker0: Das ist schon.

Speaker1: Und das erhöht die Toleranz bei den Kindern ungemein. Ja, wenn man denen jetzt

Speaker1: irgendeinen komischen Oropax da reinbastelt, das mögen die nicht.

Speaker1: Das drückt, das passt nicht richtig, das ist zu grumlos, das ist zu klein.

Speaker1: Und der eigens Angepasste, der hat eine viel höhere Toleranz bei den Kindern.

Speaker0: Das ist auf jeden Fall ein super Tipp für die Eltern. Das war nämlich auch tatsächlich

Speaker0: eine große Frage, wie es ist mit den Ohrstöpseln, Hörakustiker,

Speaker0: wirklich top. Vielen Dank dafür schon mal.

Speaker0: Gibt es denn sonst Einschränkungen für die Kinder im Alltag,

Speaker0: wenn die so ein Paukenröhrchen eingesetzt bekommen?

Speaker1: Nein, überhaupt gar nicht. Das merken die nicht. Also ganz, ganz selten haben

Speaker1: die Kinder so ein ganz diskretes Rauschen auf dem Mittelohr.

Speaker1: Das hört sich ein bisschen an, wie wenn man im Urlaub an der Muschel horcht.

Speaker1: Ja, das stört die überhaupt nicht. Das ist denen vollkommen egal.

Speaker1: Wie gesagt, die einzige Einschränkung ist halt Duschen, Schwimmen, Tauchen.

Speaker1: Insbesondere, wenn es ums Tauchen geht. Das mögen wir halt gar nicht.

Speaker1: Weil ansonsten Bakterien aus dem Badewasser dann durch das Röhrchen ins Mittelohr

Speaker1: eindringen und eine ganz unschöne Variante in der Mittelohrentzündung erzeugen können.

Speaker1: Aber ansonsten beim Romrennen merken die gar nichts davon.

Speaker0: Hast du ein paar Tipps aus dem Hinterhalt für die Eltern, was den Ungarn mit dem Räuchchen angeht?

Speaker1: Kein Wasser reinkriegen?

Speaker0: Das ist ja schon mal ganz gut.

Speaker1: Das ist eigentlich ein Mensch, wie dran ist.

Speaker0: Eine riesen Hilfestellung. Timo, lass uns mal zu dem Punkt Mandeln,

Speaker0: Antibiotika und Co. kommen.

Speaker2: Vielen Dank.

Speaker0: Billige Themen werden unter Eltern so heiß diskutiert wie Mandeln und Antibiotika.

Speaker1: Jawohl.

Speaker0: Zeit, einfach mal hier fundiert aufzuklären und zu entlasten.

Speaker0: Was ist eine Mandelverkleinerung sinnvoll?

Speaker1: Hat tatsächlich nichts mit Entfekten zu tun. Und zwar, man muss unterscheiden

Speaker1: zwischen der Mandelentfernung, die Ende der 90er Jahre ja besonders häufig gemacht

Speaker1: wurde, und der Mandelverkleinung.

Speaker1: Die Mandelentfernung behandelt chronisch wiederkehrende Entzündungen der Mandel.

Speaker1: Da gibt es eine ganz klare Leitlinie.

Speaker1: Mehr als sieben Entzündungen pro Jahr sind nicht tolerabel.

Speaker1: Dann werden die Mandeln entfernt, weil sie einen Infektherd darstellen.

Speaker1: Das ist der eine Punkt. Das ist aber inzwischen relativ selten geworden,

Speaker1: muss man mal ehrlich sagen.

Speaker1: Das ist auch eine Operation, die weiterhin nur stationär stattfinden kann,

Speaker1: eine relativ hohe Blutungsquote, ein relativ hohes Schmerzniveau hat.

Speaker1: Aber da geht es, wie gesagt, darum, Entzündungen zu behandeln.

Speaker1: Wir haben manchmal Eltern, die sagen dann, machen Sie sie doch gleich ganz raus,

Speaker1: wenn mein Kind schnarcht. Dann sage ich so, nein, auf keinen Fall.

Speaker1: Die Blutungsquote bei der Mandelentfernung liegt immer noch,

Speaker1: selbst mit allen modernen Methoden, irgendwo zwischen 8 und 12 Prozent. sind.

Speaker0: Er ist auch tatsächlich ja relativ gefährlich, auch postabel.

Speaker1: Ja, ja, ja, ja. Ganz hart, deswegen bleiben die Leute ja fünf bis sieben Tage stationär immer noch.

Speaker1: Und bei der Mandelverkleinerung ist genau das Gegenteil der Fall.

Speaker1: Also bei der Mandelverkleinerung geht es tatsächlich wirklich nur um Platz schaffen.

Speaker1: Platz, quasi wenn die Kinder nicht vernünftig Nahrung aufnehmen können,

Speaker1: wenn die Zungenbeweglichkeit eingeschränkt ist oder halt eben Schnarchen mit Atemaussetzern.

Speaker1: Und da werden die Mandeln in einem Bereich, wo die großen Blutgefäße noch gar

Speaker1: nicht an die Oberfläche treten, halbiert.

Speaker1: Das kann man dann unter dem Strich, es wird immer propagiert,

Speaker1: dass man angeblich den Laser nehmen muss. Wir nehmen natürlich einen,

Speaker1: wir haben einen da, das ist nicht der Punkt.

Speaker1: Aber ob man das jetzt mit einem Laser, einem Wasserskyper, einem Radiofrequenzgenerator

Speaker1: oder selbst mit einer normalchirurgischen Schere macht, das ist vollkommen groß.

Speaker1: Da geht es um Platz schaffen. Das ist ein ganz grundlegend anderes Prinzip.

Speaker1: Und die Verkleinerung, die lässt sich problemlos ambulant. Das geht schon.

Speaker0: Wann ist dann eigentlich eine vollständige Entfernung wirklich notwendig und sinnvoll?

Speaker1: Sobald diese sieben Entzündungen pro Jahr überschritten werden.

Speaker1: So ist es in der Leitlinie definiert.

Speaker1: Oder es gibt ein zweites weiches Kriterium, wenn Mandeln immer wieder Streptokokken

Speaker1: und Staphylocokken-Effekte haben.

Speaker1: Dann gibt es sogenannte tonsilogene Sekundärerkrankungen.

Speaker1: Das heißt, da zählt man die Schuppenflechte mit dazu, da zählt man spezielle

Speaker1: Formen von Gelenksentzündungen mit dazu.

Speaker1: Also alles chronische Erkrankungen, die durch bakterielle Infekte zusätzlich verschlimmert werden.

Speaker1: Und dann gibt es noch extrem seltene Sachen, wie zum Beispiel zyklische Fiebererkrankungen.

Speaker1: Da wird dann die Mandel entfangen erweckt. Aber darüber klärt man dann ganz dezidiert auf.

Speaker0: Antibiotika, Timo, wie häufig ist zu viel und wann ist es noch vertretbar?

Speaker1: Wenn wir das so genau wissen.

Speaker1: Also natürlich so gut sparen, wie es irgendwie geht. Das Schöne an den Mandeln

Speaker1: ist, sie tun einem den Gefallen, dass sie relativ eindeutig zeigen,

Speaker1: ob es ein bakterieller Infekt ist oder ein viraler.

Speaker1: Entweder sind sie nur rot oder sie sind rot und weiß.

Speaker1: Und wenn ein Alter drauf ist, ist es in den meisten Fällen ein bakterieller Infekt.

Speaker1: Wir versuchen dann je nach Klinik doch tatsächlich vielleicht erst einen Abstrich

Speaker1: zu machen, um rauszufinden, welches Keimspektrum ist es.

Speaker1: Und daran kann man als Arzt so ein bisschen die, nennen wir es mal Gefährlichkeit,

Speaker1: das ist jetzt medizinisch kein korrekter Begriff, abschätzen,

Speaker1: ablesen und dann kann man auch mal entscheiden, wie es ist. Auf der anderen

Speaker1: Seite ist es aber auch die Klinik.

Speaker1: Also mein kleiner, der Vierjährige, der hatte jetzt eine eitrige Mandelentzündung,

Speaker1: der hatte 37,8, ranter rum, wenn nichts gewesen wäre. Das war dem vollkommen egal.

Speaker1: Deswegen habe ich ihm natürlich kein Antibiotikum gegeben. Ähm,

Speaker1: Am Anfang der Infektsaison, wenn das Immunsystem sozusagen sich an den letzten

Speaker1: Erreger nicht mehr so genau erinnert und das Kind wirklich mit 39,5 im Bett

Speaker1: liegt und das hängt da wie so ein Schluck Wasser in der Kurve,

Speaker1: dann tendiere ich mal eher dazu.

Speaker1: Oder halt natürlich, wenn ein besonderes Risikoprofil da ist,

Speaker1: das Kind hat Probleme mit der Herzklappe, mit dem Herzen oder irgendwelche anderen

Speaker1: Dinge, die dafür sorgen, dass man sagt, okay, hier sind wir lieber mal eine

Speaker1: Spur vorsichtiger als eine Spur weniger vorsichtig.

Speaker1: Eine richtig super exakte Leitlinie, wann man sagt, ab hier musst du es geben,

Speaker1: die gibt es tatsächlich gar nicht sogar.

Speaker0: Ich glaube auch tatsächlich, dass es wieder so ein Fall ist,

Speaker0: wie die wir in den anderen Folgen ja auch schon haben, dass man es auch immer

Speaker0: individuell betrachten muss.

Speaker0: So wie du gerade sagst, dein kleiner 37 Temperatur und springt rum mit einer

Speaker0: Mandelentzündung, alles gut, dass du da keine Anültigung gibst, ist klar.

Speaker0: Es war tatsächlich eine hohe oder eine sehr stark,

Speaker0: frequentierte Frage gewesen gerade das Thema Antibiotikum, Heil-O-Arzt Kinder-

Speaker0: und Jugendmedizin das ist ein Riesenthema heißt ja auch immer,

Speaker0: dass es zu schnell verschrieben wird ja,

Speaker0: wir kommen zum Thema Hörhilfen und Diagnostik Hören ist entscheidend für die

Speaker0: Entwicklung Sprache und soziales Leben,

Speaker0: aber was ist wenn es nicht funktioniert, ein Blick auf die moderne Diagnostik

Speaker0: und technische Möglichkeiten für Kinder.

Speaker0: Jetzt haben wir im Vorfeld der Folge viel telefoniert und ich fand es mega interessant

Speaker0: und deswegen ist es auch ein relativ großes Thema dann geworden.

Speaker0: Mir persönlich ist das gar nicht so bewusst, weil im Vorfeld,

Speaker0: wie viele Kinder eigentlich aufgrund von Problemen mit Ohr, Nase und Co.

Speaker0: Probleme in der Entwicklung haben und mit der Sprache und natürlich dann automatisch

Speaker0: auch mit dem sozialen Leben.

Speaker0: Man muss ja ganz klar sagen, gerade in dem Fall, wo du wirklich viele Kinder

Speaker0: auch behandelst, ist das ja schon ein sehr, sehr wichtiger Punkt und vor allem

Speaker0: ein sehr entscheidender Punkt.

Speaker0: Das kann dir ja tatsächlich das ganze Leben entscheiden, wenn ich in der Kindheit da Probleme habe.

Speaker0: Welche Hörlöfen gibt es denn heute für so Kinder?

Speaker1: Naja, gut, theoretisch gibt es Hörgeräte, aber das ist das, wo wir eigentlich

Speaker1: nicht unbedingt hinwollen. Es kommt immer darauf, man muss ein bisschen unterscheiden, ähm,

Speaker1: Ich würde tatsächlich am liebsten eher darauf abzielen, es geht wirklich um

Speaker1: die Entwicklung des Kindes, sowohl sprachlich als auch motorisch als auch insbesondere sozial.

Speaker1: Es sind zwei Dinge, die sozusagen das ganze System zum Kippen bringen.

Speaker1: Das eine ist, wenn das Kind schlecht hört.

Speaker1: Und da ist es tatsächlich unterm Strich erstmal vollkommen egal,

Speaker1: ob das jetzt ein Akkus ist, den wir entfernen können, oder ob das Kind vielleicht

Speaker1: eine vererbte Schwerhörigkeit hat, die wir mit dem Hörgerät versorgen können.

Speaker1: Aber das Kind muss hören. Das ist der eine wichtige Punkt. Und wir kennen das

Speaker1: von alten Leuten, wenn die nicht mehr hören, die hocken sich ins Wohnzimmer,

Speaker1: die gehen dann mal raus, die isolieren sich. Und die Kinder machen tatsächlich dasselbe.

Speaker1: Kinder werden uns überwiesen von Kindergärten, weil den Kindergärtnern auffällt,

Speaker1: dass das Kind in der Ecke sitzt und quasi mit niemandem spielen möchte.

Speaker1: Das liegt ganz einfach, das liegt an dem gleichen Phänomen, das man,

Speaker1: was man sich bei Oma Hatter mit dem Hörgerät bemerkt.

Speaker1: Die sagt ganz oft, was, was, was, was, ah, nicht so laut.

Speaker1: Ja, das kippt dann. Und bei den Kindern ist es genau das Gleiche.

Speaker1: Ein schwerhöriges Kind empfindet Lautstärke als äußerst unangenehm.

Speaker1: Und naja, gut, im Kindergarten mit einer 15er Gruppe, da ist es natürlich laut wie die Hölle.

Speaker0: Da ist die Dezibelzahl ganz hoch.

Speaker1: Ganz weit oben, ganz weit oben, genau so ist es. Und das heißt,

Speaker1: diese Kinder fangen an, sich zu isolieren.

Speaker1: Das ist dann tatsächlich schlecht für den Spracherwerb, weil sie es einfach

Speaker1: schlechter mal greifend nicht hören.

Speaker1: Das ist schlecht für die soziale Entwicklung, weil sie diese Interaktion mit

Speaker1: ihren Spielkameradinnen und Kameraden einfach nicht haben.

Speaker1: Dann kommt das Dritte mit dazu. Durch die vergrößerten Polypen und durch die

Speaker1: vergrößerten Wandeln ist es so, dass die Kinder überdurchschnittlich häufig

Speaker1: eben das Schnarchen, Mundatmung und insbesondere die Atemaussetzungen.

Speaker0: Jetzt ist es so.

Speaker1: Warum stirbt keiner von unseren Atemaussetzern? Hinten im Hirten gibt es ein

Speaker1: schönes kleines Alarmzentrum, was der Nebenliere sagt, mach mal Adrenalin,

Speaker1: wenn der Sauerstoffspiegel zu weit runter geht. Das heißt, man wird unterschwellig geweckt.

Speaker1: Jetzt haben wir ja alle in der Windelwerbung eines großen Herstellers gelernt,

Speaker1: dass Kinder in der Nacht lernen. Und das stimmt halt dummerweise.

Speaker1: Tagsüber saugen die alles auf wie ein vollkommen unreflektierter Schwamm.

Speaker1: Deswegen sind die ab 16.30 Uhr auch so Baller in der Birne.

Speaker1: Und so unkontrollierbar. Und nachts fangen die an, im oberen Stockwerk die Schubladen

Speaker1: zu beschriften und die Schubladen zu sortieren.

Speaker1: Und wenn die das nicht können, dann haben die am nächsten Tag tatsächlich,

Speaker1: die Kinder haben extrem wenig Kapazität, Dinge zu lernen, sozial zu interagieren,

Speaker1: Frust zu ertragen und das fällt sofort auf.

Speaker1: Und dann sind wir wieder bei dem Punkt, wo dann halt eben, wie gesagt,

Speaker1: die Sprachentwicklung, die motorische

Speaker1: Entwicklung und die soziale Entwicklung. Das ist alles ein Paket.

Speaker1: Ja, man hat es früher immer alles einzeln gesehen, aber das ist nicht der Punkt.

Speaker1: Das ist das ist ein riesengroßes Geschenkpaket mit Schleifchen dran.

Speaker1: Und das, was da drin ist, will man nicht haben.

Speaker0: Ist auf jeden Fall bemerkenswert und wenn man sich darüber Gedanken macht und

Speaker0: du hast ja das passende Beispiel genannt mit den Großeltern,

Speaker0: da lacht man immer drüber.

Speaker0: Ja, Opa, habt ihr das nicht gehört, was Oma gesagt hat?

Speaker0: Das kennen wir ja alle. Da lacht man drüber, aber tatsächlicherweise ist es

Speaker0: ja bei so einem Kind mega gefährlich.

Speaker0: Klar ist es beim älteren Menschen auch gefährlich, wenn er dann vergisst,

Speaker0: wenn ihm die Frau aufgetragen hat, hey, bring mir vom Lebensmittelladen die

Speaker0: Tomatensauce mit und er bringt sie nicht mit.

Speaker0: Dann möchte ich nicht wissen, was da los ist bei einem Kind.

Speaker0: Und so wie du sagst, wenn das natürlich fehlt, dann in der Verarbeitung ist das natürlich.

Speaker1: Ja, bei der kindlichen Entwicklung laufen halt eben auch tatsächlich die Uhren

Speaker1: in bestimmten Bereichen einfach Rekords. Es gibt Dinge, die müssen bis zu einem

Speaker1: gewissen Alter gelernt sein.

Speaker1: Und wenn die bis dahin nicht gelernt sind, dann werden die nicht mehr reingeholt.

Speaker0: Wir gehen gleich mal in die Zuhörerfrage rein. Welche Möglichkeiten gibt es

Speaker0: denn für Kinder mit Hörminderung?

Speaker1: Wie gesagt, das Einfachste, wenn es um einen blanken August geht,

Speaker1: ist halt tatsächlich wirklich, dass man da einfach das Schnittchen macht und das Zeug daraus holt.

Speaker1: Aber wenn man jetzt doch eines der ganz seltenen Kinder erwischt,

Speaker1: erwischt, wo tatsächlich eine vererbte Schwerhörigkeit da ist,

Speaker1: braucht man erstmal die umfangreiche Diagnostik, spezielle Kinderhörtests,

Speaker1: die man natürlich machen kann.

Speaker1: Läuft dann manchmal auch über das Kinderhörzentrum an den Kliniken.

Speaker1: Und dann ist es so, dass tatsächlich spezielle Kinderhörgeräte angepasst werden,

Speaker1: die dann getragen werden. Genau.

Speaker0: Timo, weißt du, wie viel Prozent in Deutschland zwischen sechs und neunzehn

Speaker0: Jahren leichte bis mittelschwere Hörverluste aufweisen.

Speaker1: 6 bis 19 ist natürlich eine sehr heterogene Gruppe.

Speaker0: Das ist sehr schwierig.

Speaker1: Da muss man die Paukernbüse, aber auch schon die beginnende Schwierigkeit der

Speaker1: Jugendlichen mit reinrechnen.

Speaker1: Wenn ich jetzt mal in unserer Patientenklientel hier sehe, ich würde höchstens

Speaker1: 3 bis 5 Prozent rechnen, sowas um die Ecke.

Speaker0: Es sind tatsächlich über eine Studie, die multizentrisch durchgeführt worden ist, 15 Prozent.

Speaker1: Ja, kann aber sein. Könnte ich auch sein.

Speaker0: Also es ist auf jeden Fall schon gar nicht so selten. Man glaubt gar nicht,

Speaker0: weil man es gar nicht so mitwirkt.

Speaker0: Ich bin ja auch jahrelang Fußballtrainer gewesen und habe die kleinen Kids trainiert,

Speaker0: so ab sechs zur Pampers League und dann auf bis zum, ja, bis zu U13, U14.

Speaker0: Und habe da auch festgestellt, dass die Jahre, also die Jahre dann,

Speaker0: die letzten Jahre, das ist jetzt ungefähr so zwei, drei Jahre her,

Speaker0: immer mehr Kinder auch tatsächlich mit dem Hörgerät kamen.

Speaker0: Oder die Eltern davon gesagt haben, hey, der hört mich gut.

Speaker0: Wo wir dann auch gesagt haben, vielleicht mal zum Arzt gehen.

Speaker1: Kann auch daran liegen, dass inzwischen das Hörscreening-Nachgeburt ja staatlich verordnet ist.

Speaker1: Da hat vor ein paar Jahren das Land Hessen damit begonnen und dann haben die

Speaker1: anderen Länder nach und nach nachgezogen.

Speaker1: Ja und ganz früher, als ich noch ein kleiner Assistent war, da gab es schon

Speaker1: ab und zu mal ganz dramatische Fälle.

Speaker1: Also ich erinnere mich an einen, das war ein fünfjähriges Mädel,

Speaker1: das hat überhaupt gar nicht gesprochen.

Speaker1: Und da war der Spruch, der Oma war immer, ach, das ist ja stille.

Speaker1: Ja, und weil interagiert mit den Eltern hatte die schon, ja,

Speaker1: der Punkt war, der Punkt, warum die mit den Eltern interagierte,

Speaker1: war, dass sie sich halt selber das Lippenablesen beigebracht hatte.

Speaker1: Die war einfach mausetaub.

Speaker1: Ja, die hat dann ein Implantat gekriegt, das hat dann alles,

Speaker1: aber mit fünf Jahren hat man ein Defizit in der Sprachentwicklung angesammelt,

Speaker1: dass man so schnell nicht wieder reinholt.

Speaker0: Ja, klar, also das ist auch alles nachvollziehbar, wie gesagt,

Speaker0: Also auch im Zuge der Vorbereitung für diese Folge ist mir das auch mal so bewusst geworden.

Speaker0: Es gibt ja viele Punkte, die man jetzt in den letzten Jahren muss man sagen,

Speaker0: tatsächlich standardisiert hat, auch schon im grühen Alter zu kontrollieren,

Speaker0: um früher Auffälligkeiten da festzustellen.

Speaker0: Ich kenne das ja auch aus dem Bereich Autismus, Epilepsie und so,

Speaker0: wo man ja tatsächlich auch bei manchen Kindern den Autismus erst sehr viel später feststellt.

Speaker0: Ja, Timo, gehen wir mal in ein sehr,

Speaker0: sehr ernstes Thema rein und in ein sehr extremes Thema, wie man sagen muss,

Speaker0: weil tatsächlicherweise in den ganzen Recherchen ist uns ein großer Punkt aufgefallen,

Speaker0: wahnsinnig viele Eltern schreiben, ich würde gerne mit meinem Kind zum HNO-Arzt

Speaker0: gehen, ich kriege dauernd keinen Termin, es gibt zu wenig HNO-Ärzte und so weiter.

Speaker0: Tatsächlicherweise ist es auch

Speaker0: so, es gibt tatsächlich relativ wenig HNO-Ärzte, wenn man das so nimmt.

Speaker0: Also im Gegensatz zu anderen Fachärzten ist der HNO-Bereich schon relativ schwach,

Speaker0: weil das natürlich auch immer mehr so ein Thema wird.

Speaker0: Und die HNO, muss man ja schon mal ehrlich sagen, und wir sprechen ja da auch

Speaker0: offen drüber, geht ja in zwei verschiedene Richtungen.

Speaker0: Einmal in diese Korrekturrichtung und einmal in die Richtung tatsächlich noch in der HNO.

Speaker0: Und da gibt es ja mittlerweile so dieses zwei.

Speaker1: Ja, nicht nur. HNO ist ja ein klassisches Schnittstellenfach.

Speaker1: Genauso wie die Gynäkologie zum Beispiel. Wir haben immer so ein bisschen Pädiatrie,

Speaker1: wir haben ein bisschen Kinderheilkunde mit dabei, dann haben wir aber auch ein

Speaker1: bisschen so kindliche Entwicklung mit dabei.

Speaker1: Die ganze sozialpädiatrische Ecke hängt bei uns mit drin.

Speaker1: Dann ist es natürlich ein Kopf-Hals-Chirurgisches Fach. Die meisten Patienten

Speaker1: gucken mich immer an, wie sie machen das auch.

Speaker1: Und dann antworte ich immer, ja, Hirnwirbelsäule, Zähne, Auge,

Speaker1: das gehört nicht mehr, alles andere drumherum ist meins.

Speaker1: Dann fällt denen auf so, ach stimmt, ich habe ja noch einen Hals.

Speaker1: Genau, also die HNO hat traditionell wenig Sichtbarkeit.

Speaker1: Die Bevölkerung denkt, HNO ist Husten, Schnupfen, Heiserkeit.

Speaker1: Punkt aus Ende. Das ist natürlich ein viel breiter gefächertes Fach. Das ist klar.

Speaker0: Definitiv.

Speaker1: Genau. Und die Entwicklung der Kopf-Hals-Chirurgen oder der HNO-Ärztin und Ärzte,

Speaker1: egal wie man es nennen möchte, geht in viele, viele verschiedene Richtungen.

Speaker1: Und das ist ja ein generelles Problem in der Medizin.

Speaker1: Dass alles, was mit Kindern zu tun hat, in der Erstattung durch die Versicherung,

Speaker1: egal ob privat oder gesetzlich versichert, immer als erstes gestrichen wird.

Speaker1: Wenn uns im Winter ein Medikament fehlt in der Apotheke, sind es immer die Kindermedikamente.

Speaker1: Wenn an der Uniklinik eine Station gestoßen wurde aufgrund von Pflegemangel,

Speaker1: da ist die Kinderstation.

Speaker1: Und das ist was, da muss ich mich jetzt beherrschen, weil dann da werde ich

Speaker1: sehr schnell sehr unfreundlich.

Speaker1: Es ist einfach, ich verstehe das nicht. Oder sagen wir es mal so,

Speaker1: nein, das Schlimme ist, ich verstehe es.

Speaker1: Die gehen nicht wählen und die laufen nicht mit einem Schild durch die Fußgängerzone

Speaker1: und machen Proteste. Und die kleben sich auch nicht auf dem Barplatz fest.

Speaker1: Das machen Vierjährige nicht.

Speaker1: Eltern von Vierjährigen haben aber keine Zeit für sowas. Ja, die haben Kinder.

Speaker1: Das heißt, das ist wie so oft und das ist egal, ob man jetzt die Krippen,

Speaker1: die Kindergärten, die Schulen, die Medizin nimmt.

Speaker1: Die kleinen Zwerge guckt sich keiner an. Die kleinen Zwerge haben keine Lobby

Speaker1: und das ist einfach, das nervt mich kolossal.

Speaker0: Ich kann das vorhin nachvollziehen, weil es tatsächlich auch so diese,

Speaker0: die Fragen von den Eltern, die wir im Vorfeld bekommen haben,

Speaker0: die zielten ja auch speziell auf dieses System ab.

Speaker1: Also nur mal als Beispiel, warum das so pervers ist.

Speaker1: Momentan haben wir einen absoluten Mangel an Operationskapazität für diese Polypenentfernung

Speaker1: und die man an die Verkleinung.

Speaker1: Das liegt an einer ganz einfachen Sache. ein Großteil dieser Operationen wurde

Speaker1: im ambulanten Sektor erbracht, also von den niedergelassenen in ambulanten OP-Sälen.

Speaker1: Das war das Gros der Operation.

Speaker1: Im Januar 23 wurde diese OP von den gesetzlichen Krankenversicherungen gekürzt,

Speaker1: ohne Rücksprache mit Ärzten. Das wurde einfach gemacht. Wir wurden auch nicht gefragt.

Speaker1: Damit ist es so, dass wirklich nur noch absolute Idealisten

Speaker1: Diese OP überhaupt durchführen können, weil man pro OP ein wirtschaftliches

Speaker1: Defizit wieder reinholen muss, durch irgendwas anderes.

Speaker1: Irgendwo muss das reinkommen. So.

Speaker1: Die meisten HNO-Kollegen haben das dann quasi so gemacht, die überschreiben

Speaker1: jetzt eine Einweisung ins Krankenhaus aus.

Speaker1: Im Krankenhaus ist es aber inzwischen so, wenn die ein Kind mit Polypenentfallung

Speaker1: und Mandelverkleinerung operieren,

Speaker1: kommt sechs Monate später die Krankenversicherung inklusive ihrer medizinischen

Speaker1: Dienst um die Ecke und sagt, hey, das ist eine obligat ambulante OP.

Speaker1: Ihr habt die stationär gemacht, wir streichen die euch und dann bekommt ihr 0 Euro.

Speaker1: Das bedeutet, die Kliniken überlegen sich, hey, wie viele 0 Euro OPs pro Woche

Speaker1: schaffe ich denn? Kann ich aus der Portokasse bezahlen?

Speaker1: Das heißt, unsere Kliniken in München, die machen ein, zwei Kinder-OPs pro Woche

Speaker1: und dann stapelt sich die Welle nach hinten raus.

Speaker1: Die Kliniken haben Wartezeiten für Erstvorstellungstermine bis Mitte 2026 aktuell.

Speaker1: Damit die dort überhaupt mal einen Termin kriegen.

Speaker1: Dann stellen die sich bei uns vor, fragen nach, ob wir das vielleicht machen können.

Speaker1: Und natürlich, klar, fachlich können wir das. Und das steht auch im Leistungskatalog drin.

Speaker1: Aber die Versicherungen starten das mit vollem Bewusstsein willentlich unterhalb

Speaker1: der Erstattungsgrenze.

Speaker1: Und dann kommt es halt auf die Grundstruktur an. Ja, und jetzt habe ich hier

Speaker1: einen sehr breiten ästhetischen Schwerpunkt. Und wir haben...

Speaker1: Sagen wir mal, unsere Gesamtstruktur hier ist ein bisschen stabiler.

Speaker1: Drücken wir es mal so aus. Wir sind jetzt nicht der normale Gusten-Schnupfen-HNO-Arzt.

Speaker1: Und was ich tatsächlich mache, wir nehmen unsere Umsätze aus dem Privatärztlichen

Speaker1: und aus dem ästhetischen Bereich und schieben die auf die Kinder rüber.

Speaker1: Da muss man aber ganz ehrlich sein, das schaffe ich nicht ewig.

Speaker1: Das wird nicht lange noch so gut gehen, wenn da politisch nicht irgendwann mal

Speaker1: ein Umdenken stattfindet.

Speaker1: Wir bekommen die Kinder aus Heidelberg, Wir bekommen die aus Freiburg,

Speaker1: wir bekommen die aus Konstanz. Ich habe österreichische Kinder hier.

Speaker1: Wir operieren hier ungefähr sechs bis acht Kinder pro Woche ambulant in Vollnarkose.

Speaker1: Und das ist einfach daran, also nur damit man mal weiß, woher dieser Terminmangel kommt.

Speaker1: Das liegt an dieser Ambivalenz der Krankenversicherung, die den stationären

Speaker1: Sektor sagen, Ätschelbätsch, ihr müsst das ambulant machen.

Speaker1: Dem ambulanten Sektor aber sagen, ja nö, Kohle kriegt ihr dafür keine.

Speaker0: Also für unsere Zuhörer nochmal ein bisschen zusammengefasst.

Speaker0: Die Situation für die Kliniken ist so, die operierenden Patienten,

Speaker0: dann geht immer mal diese Abrechnung an die Krankenversicherung raus.

Speaker0: Die Krankenversicherung hat einen sogenannten MDK, den medizinischen Dienst

Speaker0: der Krankenkasse. Der kann zur Überprüfung ansetzen. Der wird dann eingeschalten.

Speaker0: Und die haben dann auch eine gewisse Zeit, nämlich sechs bis acht Wochen, den Fall zu überprüfen.

Speaker0: Dann muss der Klinik alle Daten abgeben bezüglich des Patienten.

Speaker0: Dann weiß er eigentlich die Klinik schon, wo der Hase hinläuft in der Regel,

Speaker0: gerade bei diesen Fällen.

Speaker0: Und am Ende sagt dann einfach der MDK, Ja, das ist die OP, die im ambulanten

Speaker0: Katalog aufstehen würde und streicht dann somit die Fallpauschale, wie man es so nennt.

Speaker0: Ein wirklich verrücktes System, vor allem wie du es richtig und schön angesprochen hast,

Speaker0: weil es die Kleinsten betrifft, die uns ja später dann auch mal versorgen sollen

Speaker0: oder die eben mitten in der Entwicklungsphase stehen und jetzt haben wir ja

Speaker0: im Vorfeld ja auch schon gehört,

Speaker0: wie weit sich das ja auswirkt bei so einem Kind mit Sprache, Hören und so weiter,

Speaker0: ist natürlich alles nicht ganz praktisch.

Speaker1: Ja und insbesondere auch, also was wir systematisch jahrelang unterschätzt haben,

Speaker1: ist die soziale Entwicklung.

Speaker0: Definitiv, da bin ich voll bei dir. Jetzt haben wir unsere Recherchen im Vorfeld

Speaker0: mal ein bisschen beschöbert und ich habe ja auch mal tatsächlich,

Speaker0: einen sogenannten Diagee-Berater-Kurs gemacht und das ist ein Kurs für...

Speaker1: Ich war Diagee-Beauftragter in der Klinik.

Speaker0: Das ist der tollste Job, weil am Ende geht es ums Geld tatsächlicherweise,

Speaker0: aber man ist eigentlich die Person, die da steht und sagt, ja,

Speaker0: es gibt aber nichts anderes.

Speaker0: Wir haben jetzt mal rausgekriegt, Timo, dass,

Speaker0: die Grundpauschale bei einem Kind bis fünf Jahren tatsächlich bei 17,97 Euro

Speaker0: im Durchschnitt bundesweit liegt.

Speaker0: Das heißt, du kriegst für drei Monate, also für ein Quartal,

Speaker0: 17,97 Euro, wenn du ein Kind behandelst.

Speaker0: Dann gibt es zwar noch eine Zusatzpauschale für die Basisuntersuchung mit 18

Speaker0: Euro, aber am Ende, muss man sagen, kommst du wahrscheinlich nicht über 40 Euro.

Speaker1: Ja, genau. 35, 35 sind sowas um die Ecke.

Speaker0: Das ist ein Thema, ja genau. Und wenn ich dann anschaue und wir haben davor,

Speaker0: bevor wir die Aufnahmen hier gemacht, haben wir uns ein bisschen die Praxis

Speaker0: auch angeschaut, da stehen ja hochwertige Geräte, die auch nicht 3,50 Euro kosten.

Speaker0: Das ist ja schon ein Punkt, wo man sagen muss, wow, also,

Speaker0: wie sich das überhaupt rechnet. Und deswegen diese diese Praxen,

Speaker0: HNO, Wusten, Schnupfen, Heiserkeit, ich glaube, die gibt es auch kaum noch.

Speaker0: In Großstädten sowieso immer weniger.

Speaker0: Im Land geht es noch zum Teil, aber auch nicht mehr.

Speaker0: Also auch da kriegen wir mit, wenn es vor kurzem die ersten Gespräche geführt

Speaker0: wird mit so einer Landarztpraxis, wo ein Allgemeinarzt und ein HNO-Arzt zumindest gesagt hat,

Speaker0: also finanziell brauchen wir nicht drüber reden.

Speaker1: Das geht nicht. Nein, also selbst hier, wir sitzen mitten in München,

Speaker1: wir haben eine große Praxis, wir haben einen breiten Standpunkt,

Speaker1: aber es ist so, dass das gesetzlich versicherte System, egal was der Spitzenverband

Speaker1: über Mischkalkulationen hin oder her lügt,

Speaker1: das trägt hier ganz salopp die Miete und die Mitarbeiter und das war's.

Speaker0: Was würdest du dir denn wünschen von der Politik?

Speaker1: Ach, das ist tatsächlich, da bin ich ein bisschen bei meiner Frau Kollegin Dahlhaus,

Speaker1: die ja auch nicht unbekannt ist in dem Thema.

Speaker1: Das ist einfach, wir haben uns eine Bevölkerung anerzogen, die tatsächlich mehrere

Speaker1: Entwicklungen vollführt hat.

Speaker1: Der erste Punkt ist, die persönliche Gesundheitskompetenz ist verloren gegangen.

Speaker1: Menschen wissen nicht mehr, was eine Hausapotheke ist. Menschen wissen nicht

Speaker1: mehr, wie man Dinge selber behandelt.

Speaker1: Vor kurzem kam ein Podcast von der Kollegin Dahlhaus raus, wo sie erzählt hat,

Speaker1: dass sie als Hausärztin jeden Tag sieben blaue Flecken anschaut und fünf Zecken herauszieht.

Speaker1: Dafür muss man ja nicht zum Arzt gehen. Das kam ja gefälligst selber.

Speaker1: Aber die Gesundheitskompetenz ist wohl verloren gegangen. Das ist der eine Punkt.

Speaker1: Und was ich mir wünschen würde, ist, dass die Politik sich mal ehrlich macht

Speaker1: den Patientinnen und Patienten gegenüber zu erklären, dass ein Versicherungssystem

Speaker1: für Gesundheit und für Lebenserwartung da ist.

Speaker1: Und das ist nicht das bismarckische All-Inclusive-System, das damals,

Speaker1: was 1890 eingerichtet wurde.

Speaker1: Momentan, also speziell auch dieses Anspruchsdenken. Da schneide ich mir jetzt

Speaker1: total das eigene Fleisch, das muss jetzt aber kurz mal sein.

Speaker1: Dann nehmen wir mal die Nasenscheideband für Krümmung. Die nervt ohne Ende.

Speaker1: Man kriegt nicht genug Luft durch die Nase.

Speaker1: Und das ist eine relevante Komforteinschränkung für die Patientinnen und die Patienten.

Speaker1: Aber die krumme Nasenscheideband, die macht mal ein bisschen Schnarchgeräusch,

Speaker1: ein bisschen Mundatmung, aber die ändert nichts an der Lebenserwartung,

Speaker1: die ändert nichts am Grundsatz, wie ein Mensch lebt.

Speaker1: Und sie ist keine Krankheit. Die skandinavischen Längder haben die schon vor Jahren gestrichen.

Speaker1: Wer unbedingt 50, 50 Prozent durch das Nasloch symmetrisch aben möchte,

Speaker1: der soll es gefälligst selbst bezahlen.

Speaker1: Und ich glaube tatsächlich, wenn man der Bevölkerung erklären würde,

Speaker1: wisst ihr was, ihr habt jetzt noch 500 Euro Grundversicherung pro Monat.

Speaker1: Und von dem Rest, den ihr jetzt übrig habt, habt ihr euch gefälligst selbst,

Speaker1: um eure Gesundheit zu kümmern. Dann glaube ich schon, dass man das vermitteln kann.

Speaker1: Das Problem ist halt, dass es wie so oft die sozial Schwachen abhängt,

Speaker1: die sich das nicht leisten können. Das ist der eine große Punkt.

Speaker1: Und der nächste Punkt ist halt einfach, wir haben ja auch im niedergelassenen

Speaker1: System und auch generell in der Medizin selbst, wir haben so viele Ineffizienzen,

Speaker1: wir haben so viele Dinge, die wir besser machen könnten.

Speaker1: Da hat mir die eigene Praxis so ein bisschen die Augen geöffnet.

Speaker1: Dinge, die in der Klinik nicht umsetzbar machen wollten, weil einfach keiner

Speaker1: Bock drauf hatte, tatsächlich.

Speaker1: Das macht man hier halt einfach kurz mal. Digitalisierung, digitale Patientenakte,

Speaker1: digitale Termine, Online-Rezeption und so weiter und so fort.

Speaker1: Das ist ja kurz mal zu machen.

Speaker1: Das ist ja easy. Man muss es halt nur einfach machen tatsächlich.

Speaker1: Und das ist so ein bisschen innovatives Denken, so ein bisschen,

Speaker1: wir machen jetzt mal vorwärts und wir müssen jetzt auch was machen.

Speaker1: Die Spatzen schreien es vom Dach, dass die Beitragssteigerung der gesetzlichen

Speaker1: Versicherungen, die wir dieses Jahr bekommen haben, nächstes Jahr nochmal kommt.

Speaker1: Und wenn wir Pech haben, das Jahr darauf nochmal kommt.

Speaker1: Und dann wird sich das gesetzlich versicherte System kein Mensch mehr leisten

Speaker1: können. Das wird nicht funktionieren.

Speaker1: Und dann muss man sich was Neues umdenken.

Speaker0: Du hast es ja richtig angesprochen. Der Punkt ist glaube ich schon auch,

Speaker0: dass diese sozial schwachen, praktisch dann wieder die auf Deutsch die gearschen

Speaker0: sind, weil die haben nicht mehr Möglichkeiten.

Speaker0: Diejenigen, die es sich aber gegebenenfalls leisten können, und es wurde ja

Speaker0: immer wieder mal versucht, auch mit Igel-Leistungen und so weiter zu arbeiten,

Speaker0: funktioniert ja leider auch nicht, weil da waren sie dann ja schon schlau genug, muss man sagen,

Speaker0: und haben einfach in diese ganzen Grundpauschalen, die da so in so einer EBM

Speaker0: enthalten sind, Punkte reingesetzt, die ja dann wieder nicht geidelt werden

Speaker0: können, um den Patienten praktisch eigentlich besser versorgen zu können.

Speaker0: Sind wir aber dann abgedeckt über diese Ziffern.

Speaker0: Ich sehe es genauso wie du. Ich sehe es sehr schwierig. Ich beschäftige mich

Speaker0: ja viel auch mit diesem Thema Gesundheitspolitik und das ist immer sehr schwierig,

Speaker0: wenn man darüber diskutiert oder auch mit verschiedensten Leuten dann auch mal

Speaker0: ein Schreitgespräch führt und dann heißt es ja, was würdest du denn ändern wollen?

Speaker0: Wir hatten es ja in der Folge von der Frau Dr. Heider auch, die einfach nur

Speaker0: gesagt hat, auch 88 Versicherungen.

Speaker0: Warum brauchen wir 88 Krankenversicherungen? Für mich ist es tatsächlich auch noch...

Speaker1: Mit einem zu 97% deckungsgleichen Leistungskatalog.

Speaker1: Das heißt, die liefern alles dasselbe. Wir haben aber 88 mal die Verwaltungskosten.

Speaker1: Wir haben 88 mal eine Vorstandsetage.

Speaker1: Wir brauchen das nicht. Wir brauchen, wenn ich richtig rumspinnen darf,

Speaker1: wir brauchen vier Versicherungen.

Speaker1: Eine, die auf Kinder spezialisiert ist, eine, die Jugendliche und junge Erwachsene

Speaker1: abdeckt, eine, die ab Mitte 30 greift bis zum Renteneintritt und eine,

Speaker1: die sich besonders gut mit Geriatrie, Rehabilitation und alten Menschen auskennt.

Speaker1: Wir brauchen meiner Meinung nach vier Versicherungen.

Speaker1: Das ist wild, ohne jeglichen politischen Hintergrund, wild gesponnen.

Speaker1: Aber wenn wir Versicherungen haben, die spezialisiert auf ihr Patientenklientel

Speaker1: reagieren können und da auch Erfahrungen haben und auch ihre Niedergelassenen

Speaker1: und ihre Klinikärzte kennen und wissen,

Speaker1: da können wir die Kinder mit dem Wasserbruch hinschicken, da können wir die

Speaker1: Kinder mit zyklischem Fiebersyndrom hinschicken und da schicken wir die Kinder

Speaker1: hin, die quasi das Essen nicht korrekt sprechen.

Speaker1: Dann kann man da so viel Effizienz rausholen.

Speaker1: Im Umkehrschluss wird man sich daran gewöhnen müssen, dass die Wege länger werden.

Speaker1: Aber Mai, salopp gesagt, irgendwas ist immer.

Speaker1: Und 88 Versicherungen, es gibt keinen Grund dafür. Es gibt keinen einzigen Grund

Speaker1: dafür, meiner Meinung nach.

Speaker0: Für unsere treuen Zuhörer kann ich schon mal eine kleine Teaser-Info rausgehen.

Speaker0: Mitte September erscheint die Folge mit einem Geschäftsführer Krankenversicherung,

Speaker0: wo wir genau dieses Thema auch natürlich drin haben.

Speaker0: Jetzt haben wir es schon gehabt, Gesundheitssystem in dem Gesamten,

Speaker0: du hast erklärt mal aus deiner Sicht und das muss ich dir wirklich hoch anrechnen,

Speaker0: zu sagen, es geht so nicht.

Speaker0: Ich kann keine so und so viele Kinder operieren, wenn ich nicht einen Puffer im Hintergrund habe.

Speaker0: Das ist bei dir eben die plastischen Geschichten.

Speaker0: Ich finde das sensationell dass du es überhaupt machst, muss ich ganz ehrlich

Speaker0: sagen, ich kenne genug, die sagen machen wir trotzdem nicht,

Speaker0: weil muss ja auch noch was verdient werden in dem Gesamten,

Speaker0: eine Praxis,

Speaker0: die wir beide gut kennen auch gibt jetzt auch den Kastensitz ab weil sie sagen,

Speaker0: sie können es sich nicht mehr leisten, es geht nicht mehr,

Speaker0: wir werden sehen was da in dem Bereich passiert gerade in dem Bereich HNO-Medizin.

Speaker0: Ich habe das tatsächlich ja auch im Vorfeld relativ stark beäugt nach unserem

Speaker0: Gespräch und habe festgestellt, das ist wirklich ganz krass,

Speaker0: also dass das überhaupt nicht finanziell andeutungshalber abgedeckt ist.

Speaker0: Zum Schluss möchten wir jetzt nochmal auf das schauen, was über Fakten,

Speaker0: Fachwissen hinausgeht.

Speaker0: Auf Haltung, Erfahrung und den Wunsch mit Medizin wirklich etwas zu bewirken.

Speaker0: Gibt es einen Moment in deiner Laufbahn, der dich besonders berührt hat?

Speaker1: Gibt es viele? Ich war lange in der Unikieg.

Speaker1: Ach, viele Momente. Ganz viele Momente.

Speaker1: Ja, das ist immer wieder beim Thema Kinder. Also es ist tatsächlich so,

Speaker1: wenn mich irgendetwas berührt, wir bleiben bei berührt, nicht bei geprägt.

Speaker1: Geprägt war etwas ganz anderes,

Speaker0: Aber bei berührt ist es wirklich.

Speaker1: Es sind einfach die Kinderpatienten. Ja, da bin ich innen drin quasi ein innerliches

Speaker1: Gummibärchen, da bin ich zu weich für den Job.

Speaker1: Es ist einfach bei Kindern, wenn man da was auf die Reihe gekriegt hat und das

Speaker1: Kind dann da quasi gesund und die Eltern dankbar sind und die dann da rauslaufen,

Speaker1: das ist, nichts ist besser als das.

Speaker1: Das muss man leider echt sagen.

Speaker0: Timo, jetzt haben wir dich ja in der Folge als wirklich aufrichtigen,

Speaker0: klaren, strukturierten Mitarbeiter,

Speaker0: ja zielstrebigen und vor allem sehr empathisch und freundlichen Arzt kennengelernt.

Speaker0: Und du hast unseren Neural-Wahnsinnig-Für-Tunes mitgegeben und auch den Bereich

Speaker0: der Kinder- und Jugend-HNO-Medizin da auch näher gebracht.

Speaker0: Ich würde jetzt mal ganz detailliert interessieren, was bedeutet für dich persönlich gute Medizin?

Speaker1: Also tatsächlich wissenschaftsbasierte, evidenzbasierte Medizin,

Speaker1: Leitliniengleich der Medizin.

Speaker1: Der Punkt, warum diese Medizin wohl nicht den höchsten Stellenwert in der Bevölkerung

Speaker1: genießt, ist die Tatsache, dass wir zum Zuhören keine Zeit haben.

Speaker1: Und das ist meiner Meinung nach der Grund, warum paramedizinische Aktivitäten,

Speaker1: die in den meisten Fällen das Geld nicht wert sind, so einen hohen Zulauf haben.

Speaker1: Weil, was die können, ist natürlich in einem Selbstzahler-Setting sozusagen

Speaker1: zuhören. Die haben Zeit für ihre Patienten.

Speaker1: Wir versuchen das abzufangen, indem wir quasi verschiedene Terminkategorien

Speaker1: haben, wo wir schon versuchen, so ein bisschen eine Wettervorhersage zu fällen.

Speaker1: Wie viel Zeit braucht denn der jetzt?

Speaker1: Aber wenn man wirklich sauber zuhört, die Anamnese ist immer noch meiner Meinung

Speaker1: nach das mit Abstand mächtigste Instrument in der Medizin.

Speaker1: Kein Gerät ist so gut wie die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt.

Speaker1: Und wenn man den Leuten zuhört und wenn man die Leute einmal sauber fragt,

Speaker1: dann kann man danach die wissenschaftlich korrekte Therapie durchführen.

Speaker1: Ich glaube, die, nennen wir sie von mir aus wieder Schulmedizin,

Speaker1: ich mag das Wort überhaupt nicht,

Speaker1: Hat nur deswegen so einen schlechten Ruf weil

Speaker1: auch wieder meiner Meinung nach Ärztinnen und Ärzte wahrscheinlich falsche Therapie wählen,

Speaker1: weil sie wahrscheinlich vorher einfach nicht genug zuhören konnten die hätten

Speaker1: das schon gewusst wenn sie es gemerkt hätten um es mal so auszudrücken und ich

Speaker1: bin also wie gesagt wenn wir ein bisschen mehr Zeit kriegen würden für die Patienten

Speaker1: ein bisschen mehr zuhören könnten und wenn man sich mehr an der Wissenschaft,

Speaker1: mehr an der Evidenz und mehr an der Forschung orientiert Und wenn man als Arzt

Speaker1: auch einfach mal zugeben kann, hey, du weißt du was, ich weiß es nicht.

Speaker1: Ich habe keine Ahnung. Aber wir fangen jetzt mal damit an. Wird schon gehen.

Speaker1: Und es geht dann meistens auch tatsächlich.

Speaker1: Dann, wenn das so ein bisschen so eine ehrliche, empathische,

Speaker1: wissenschaftsbasierte Medizin, das wäre so meine Vision von der ganzen Geschichte.

Speaker1: Und ich will die unehrliche Medizin jetzt nicht verteidigen.

Speaker1: Aber es ist halt einfach so,

Speaker1: wenn ich mich an meinen alten Chef in Ulm erinnere, wenn da ein Patient vor

Speaker1: ihm saß, so Patientenvorstellung in der Oberarztvorstellung und er hat sich

Speaker1: das angeschaut und er hat sich das angeguckt und hat es sich angeguckt und hat

Speaker1: dann gesagt, nee, das machen wir nicht. Das ist Schwachsinn.

Speaker1: Der konnte Patienten noch ohne wirtschaftliche Gedanken wegschicken.

Speaker1: Das konnte der einfach, weil ob dieser Patient operiert wird oder nicht operiert

Speaker1: wird oder behandelt wird oder nicht behandelt wird, war für ihn wirtschaftlich unerheblich.

Speaker1: Und je mehr, es ist meiner Meinung nach eine kardinale Fehlentscheidung,

Speaker1: das Gesundheitssystem profitabel gestalten zu wollen, Weil in dem Moment,

Speaker1: in dem man das macht, hat man immer moralisch weiche Menschen, die sagen,

Speaker1: ach ihnen verkaufe ich mal die Premiumlinse, weil die kostet 800 Euro mehr.

Speaker1: Und dann wird quasi alles geigelt, was bei 300 auf dem Baum ist.

Speaker1: Und das ist meiner Meinung nach der vollkommen falsche Weg.

Speaker1: Und wenn man von den Entscheidungsträgern, was Therapie angeht,

Speaker1: von Ärztinnen und Ärzten, die wirtschaftliche Verantwortung ein bisschen runter nimmt,

Speaker1: dann können die es sich auch wieder leisten, einem Patienten oder einer Patientin

Speaker1: zu sagen, wissen Sie was, es ist eine schlechte Idee, das lassen wir jetzt einfach mal.

Speaker0: Ich bin da voll bei dir und es ist schön, dass wir jetzt in den vielen Folgen,

Speaker0: die wir bereits ausgestrahlt haben,

Speaker0: glaube ich, die Hälfte der Folgen genau das mit der wirtschaftlichen Sichtweise

Speaker0: gehört haben, dass es genau der falsche Ansatz ist, weil es am Ende tatsächlich um den Patienten geht.

Speaker0: Manchmal sind es die kleinsten Patientinnen und Patienten, die uns die größten

Speaker0: Fragen stellen und manchmal genügt ein kurzer Blick, ein Lächeln oder ein echtes,

Speaker0: klares Wort nach einer Behandlung, um zu wissen, warum wir das alles tun.

Speaker0: Wir danken dir, Timo, für deine Einblicke in eine HNO-Medizin,

Speaker0: die nicht nur funktionell denkt, sondern menschlich fühlt.

Speaker0: Für die vielen praktischen Tipps, die du heute uns mitgegeben hast,

Speaker0: vor allem deine ehrliche Haltung.

Speaker0: Wir hoffen, dass Eltern, Fachleute und alle, die zuhören, heute etwas mitgenommen

Speaker0: haben für den Alltag, für mehr Verständnis und für eine Medizin,

Speaker0: die auch kleine Menschen große Aufmerksamkeit schenken.

Speaker0: Danke dir, Timo, dass du Teil unserer Folge warst heute.

Speaker0: Vielen Dank auch. und ich danke dir für die Gastfreundschaft hier und wünsche

Speaker0: unseren Hörern einen schönen Tag noch.

Speaker0: Macht's gut und vergesst nicht, wir können nur so weitermachen,

Speaker0: wenn ihr uns ein Like da lasst, wenn ihr uns abonniert.

Speaker0: Bis dann, euer Zwischenvisite-Undition-Team.

Speaker1: Das war Zwischen Visite und Vision. Medizin im Gespräch.

Speaker1: Wenn dir diese Folge gefallen hat, freuen wir uns, wenn du unseren Podcast abonnierst,

Speaker1: weiterempfiehlst und natürlich wieder reinhörst.

Speaker1: Hier sprechen wir mit Menschen, die Medizin leben. Über Herausforderungen,

Speaker1: Chancen und das, was wirklich zählt.

Speaker1: Vertrauen, Wissen und der Blick nach vorn.

Speaker1: Du findest uns auf allen gängigen Podcast-Plattformen sowie auf Instagram unter

Speaker1: addzwischenvisiteundvision, wo wir dir spannende Einblicke und Updates zu den

Speaker1: kommenden Folgen bieten.

Speaker1: Noch näher dran bist du über unseren WhatsApp-Kanal oder du schreibst uns einfach

Speaker1: direkt an kontaktaddzwischenvisiteundvision.com mit deinen Fragen,

Speaker1: Themenwünschen oder Anregungen.

Speaker1: Bleib gesund, neugierig und offen für neue Perspektiven.

Speaker1: Dein Podcast-Team zwischen Visite und Vision Medizin im Gespräch.

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