Wenn jeder Handgriff zählt – Handchirurgie zwischen Präzision, Gefühl und Funktion unser Gast: Prof. Dr. med. Abel

Shownotes

Shownotes

🎙️ Gast: Prof. Dr. med. Helen Abel (https://www.handchirurgie-abel.de)) 🔍 Fachärztin für Orthopädie, Unfallchirurgie und spezialisierte Handchirurgie 🏥 Leitung der Praxis für Handchirurgie in München 📚 Habilitation über Immunveränderungen nach Trauma, Lehrtätigkeit an der Universität 👶 Zweifach-Mama (Jahrgang 2019 & 2021)

📌 Themen dieser Folge:

Handchirurgie: Was sie ausmacht – und was sie fordert

Zwischen Harvard, TU München und eigener Praxis

Beruf und Berufung als Frau und Mutter in der Medizin

Haltung und Verantwortung im Gesundheitswesen

💬 Zitat der Folge: „Jede Hand erzählt eine Geschichte – und wir dürfen helfen, dass sie weitergeschrieben wird.“

👉 Jetzt reinhören auf Spotify, Apple Podcasts & überall, wo es Podcasts gibt! 📩 Feedback & Anregungen? kontakt@zwischenvisiteundvision.com

Transkript anzeigen

Speaker0: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Zwischen Visite und Vision.

Speaker0: Medizin im Gespräch mit Dr. T und Mr. F.

Speaker1: Wenn wir an medizinische Hochleistung

Speaker1: denken, denken viele zuerst an große OPs, am Herzen, im Gehirn.

Speaker1: Aber manchmal liegt das wirklich Beeindruckende im Kleinen, in der Millimeterarbeit,

Speaker1: da wo jeder Schritt zählt, jeder Griff sitzen muss und jedes Detail spürbar ist.

Speaker1: Mein heutiger Gast ist genau dort zu Hause, in der Welt der feinen Strukturen,

Speaker1: der sensiblen Nervenbahnen, der komplexen Bewegungsabläufe, in der Handschirurgie.

Speaker1: Professor Dr. Miet, Helen Abel, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie

Speaker1: und spezialisierte Handschirurgie.

Speaker1: Zählt heute zu den anerkanntesten Expertinnen ihres Fachs.

Speaker1: Sie hat in München und an der Harvard Medical School studiert.

Speaker1: Ihre Facharztausbildung an der TU München durchlaufen, mit Stationen in der

Speaker1: Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportorthopädie.

Speaker1: Und 2015 habilitiert, über die Auswirkung altersbedingter Immunveränderungen

Speaker1: nach Trauma. Über ein Jahrzehnt war sie am Klinikum Rechts der Iser als Oberärztin

Speaker1: in der Handschirurgie tätig.

Speaker1: Sie lehrt weiterhin an der Universität, ist national und international wissenschaftlich aktiv,

Speaker1: hat klinische Studien geleitet, Implantate mitentwickelt und sich stets mit

Speaker1: Leidenschaft über die ärztliche Aus- und Weiterbildung engagiert.

Speaker1: Heute leitet sie ihre eigene Praxis mitten in München mit einem klaren Anspruch.

Speaker1: Handchirurgie, die funktioniert.

Speaker1: Medizinisch, menschlich, individuell.

Speaker1: Was mich persönlich besonders beeindruckt, sie ist nicht nur Ärztin mit Herz

Speaker1: und Skalpell, sondern auch Mutter zweier kleiner Kinder.

Speaker1: Sie organisiert Haus, Familie und Praxis.

Speaker1: Mit einer Selbstverständlichkeit, bei der man sich selbst mit To-Do-Liste,

Speaker1: Kaffeebecher und leichten Chaos-Gefühlen kurz mal ein bisschen klein fühlt.

Speaker1: Und sie bringt etwas mit, das in der Medizin oft unterschätzt wird,

Speaker1: nämlich die Verbindung aus Präzision, Persönlichkeit und echter Perspektive.

Speaker1: Ich freue mich sehr auf dieses Gespräch über Hände, über Heilung und über das, was wirklich zählt.

Speaker1: Herzlich willkommen, Prof. Dr. Med. Helen Abel.

Speaker1: Einen wunderschönen guten Tag und herzlich willkommen zurück bei Zwischen die

Speaker1: Siedlung und Vision Medizin im Gespräch.

Speaker1: Ich freue mich heute total darauf, Frau Professor Abel begrüßen zu dürfen.

Speaker1: Das Schöne ist, in einer komplett neuen Praxis, die wirklich an,

Speaker1: ich kann allen Zuhörerinnen und Zuhörern nur sagen,

Speaker1: da ist mal richtig Stile drin und da wurde wirklich schön ausgewählt.

Speaker1: Hallo Frau Professor Abel.

Speaker0: Hallo, vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, hier teilnehmen zu

Speaker0: dürfen und vielen Dank für das schöne Kompliment.

Speaker0: Wir freuen uns auch jeden Tag über diese tolle Praxis und dass wir hier arbeiten dürfen.

Speaker1: Und das ist auch tatsächlich, glaube ich, ganz wichtig auch für Patienten, auch die Farbauswahl.

Speaker1: Als ich gerade hier reingekommen bin, dachte ich mir, okay, das beruhigt schon mal.

Speaker1: Man muss dazu sagen, die Praxis ist eigentlich mitten in München,

Speaker1: in der Nähe vom Wittelsbacher Platz.

Speaker1: Alle, die den Wittelsbacher Platz, die ich kenne, der Samudeonsplatz,

Speaker1: den kennen wahrscheinlich die meisten.

Speaker1: Und vor dieser Praxis ist gerade eigentlich eine Großbaustelle im Aufbau,

Speaker1: weil das Unternehmen gegenüber diesen Sommerfest hat und man kommt dann eigentlich

Speaker1: mit gestresst rein und denkt dann so, okay, wow, ich komme runter.

Speaker1: Aber kommen wir zum Thema, Frau Professor Abel.

Speaker1: Sie haben einen außergewöhnlichen Werdegang. München, Harvard,

Speaker1: Uniklinik, Rechts der Isar, eigene Praxis, Forschung und Lehre und dazu noch zwei kleine Kinder.

Speaker1: Wie würden Sie sich selbst beschreiben, wenn Sie mal nicht in Ihrer Berufsrolle unterwegs sind?

Speaker0: Oh, das ist so weit jetzt schwierig.

Speaker0: Ich denke, ich bin immer aktiv, ich bin immer interessiert, ich bin am liebsten

Speaker0: Mutter, muss man auch sagen.

Speaker0: Und ich treibe wahnsinnig gerne viel Sport und versuche immer,

Speaker0: die Dinge ein bisschen weiterzubringen.

Speaker1: Frau Professor Abel, jetzt haben wir ja im Intro schon ein paar Sachen gehört

Speaker1: und man merkt ja dann, dass der Punkt relativ früh klar war,

Speaker1: dass die Leidenschaft an der Hand liegt.

Speaker1: Was war denn für Sie der Moment, wo klar war, dass es mal einfach...

Speaker0: Und das kann ich gar nicht so genau sagen. Ich habe schon im Studium,

Speaker0: man muss ja im Studium, für unsere Nicht-Mediziner-Zuhörer muss man Praktika

Speaker0: machen in Kliniken oder Praxen.

Speaker0: Und ich habe schon im Studium relativ früh Praktika in der Handchirurgie gemacht.

Speaker0: Die war auch damals in den USA, war ich auch in der Handchirurgie und es hat

Speaker0: mich schon immer fasziniert mit so feinen Strukturen, mit der Lupenbrille zu

Speaker0: arbeiten und vor allem die Komplexität der Hand hat mich schon immer interessiert.

Speaker0: Und dann war immer klar, man muss aber erst einen anderen Facharzt machen.

Speaker0: Und durch den Sport bin ich dann in die Orthopädie gekommen und auf diesen Facharzt.

Speaker0: Und ich weiß noch, mein erster Chef im Rechtsserieser, der mich eingestellt

Speaker0: hat, der hat im Vorstellungsgespräch gesagt, ich würde ja gern mehr Frauen einstellen,

Speaker0: aber die gehen alle nach zwei Jahren in die Handchirurgie.

Speaker0: Und damals habe ich noch gesagt, nee, das mache ich nicht.

Speaker0: Und mir war aber dann relativ schnell klar, dass ich keine große Chirurgie im Sinne von,

Speaker0: Hüftchirurgie, Beckenchirurgie und so weiter machen möchte und deswegen habe

Speaker0: ich mich da sehr früh orientiert, auch wissenschaftlich,

Speaker0: und habe da auch sehr früh angefangen zu arbeiten, weil man ja doch einfach

Speaker0: eine Erfahrung braucht, um die Expertise zu bekommen.

Speaker1: Definitiv, meine Mutter schätzt ja die Hand immer so gerne, Frau Professor,

Speaker1: das ist Ja wirklich, also wenn man so fragt, Orthopädie, ja was hast du denn,

Speaker1: ja Knie, Schulter, Hüfte, das ist so das,

Speaker1: wo die meisten dann sagen, was aber viele vergessen tatsächlich ist,

Speaker1: und das merken wir schon, wenn wir uns alleine einfach mal in den Finger schreiten,

Speaker1: wie wichtig die Hand ist, weil sobald die Hand ich mehr will oder ich nicht mehr das so machen kann,

Speaker1: dann ist die Einschränkung eigentlich sofort da.

Speaker1: Aber lassen Sie uns doch mal ein bisschen weiter reingehen in unser Thema.

Speaker1: Welche Befunde oder Schmerzen führen den Patientinnen und Patienten häufigsten zu Ihnen in die Praxis?

Speaker0: Das ist ganz unterschiedlich, ehrlich gesagt. Also es stimmt,

Speaker0: die Hand wird immer ein bisschen unterschätzt.

Speaker0: Wenn ich sage, ich bin handkerült, dann sind die Leute, was machst du denn da?

Speaker0: Und es gibt schon Krankheitsbilder, die sehr häufig sind, wie zum Beispiel Nervenengen oder Arthrosen.

Speaker0: Es gibt aber auch zunehmend Krankheitsbilder bei jungen Patienten,

Speaker0: die letztlich traumatisch bedingt sind, wie Verletzungen im Handgelenk, Bandläsionen.

Speaker0: Dann gibt es auch noch, trotz der wirklich mittlerweile sehr guten medikamentösen

Speaker0: Therapie der Rheumaerkrankungen, gibt es auch hier hingehende Entzündungen.

Speaker0: Das heißt, das ist eigentlich ein wirklich buntes Bild, was ich hier jeden Tag sehe.

Speaker0: Natürlich sind so Dinge wie der Karpaltun oder das Karpaltun-Syndrom,

Speaker0: Schnappfinger und so, die vermeintlich kleinen Geschichten in der Handchirurgie,

Speaker0: die für den Patienten aber eine wirklich große Auswirkung haben.

Speaker1: Frau Professor Aul, wir haben tatsächlich auch mal eine Zuhörerfrage bekommen,

Speaker1: im Vorfeld, die ich jetzt einmal in den Punkt reinwerfen will.

Speaker1: Gibt es mittlerweile auch schon einen Handyfinger?

Speaker0: Ja, gibt es. Es gibt den Handy-Daumen, der, wenn man sich jetzt mal selber am

Speaker0: Handy betrachtet und man schreibt zum Beispiel mit zwei Daumen oder man tippt

Speaker0: mit dem Daumen schnell so eine WhatsApp,

Speaker0: dann merkt man, wie sich der Daumen immer hoch und runter bewegt.

Speaker0: Und letztlich ist der Handy-Daumen nichts anderes wie eine Sehnscheidenentzündung

Speaker0: von der Beugesehne des Daumens.

Speaker0: Und das ist, muss man aber ganz klar sagen, relativ unangenehm und kann auch

Speaker0: relativ langwierig sein, vor allem, wenn man sich gleich therapiert.

Speaker0: Und deshalb auch hier an dieser Stelle, liebe Menschen da draußen, legt mehr das Handy weg.

Speaker0: Habt ihr mehr vom Leben und weniger Entzündung an den Sehnen?

Speaker1: Das werden wir gleich mal als großen Tipp mit in unsere Instagram-Stories auch mit reinbauen.

Speaker1: Frau Professor, gehen wir doch mal ein bisschen rein in dieses Thema,

Speaker1: Sie haben uns gerade schon gesagt Kapaltunnelsyndrom.

Speaker1: Was muss man sich denn unter einem Kapaltunnelsyndrom im Detail vorstellen für unsere Patienten,

Speaker0: Die zuhören? Also in dem Moment zücke ich in der Sprechstunde mal einen Block

Speaker0: und male, ist nämlich leichter zu verstehen.

Speaker0: Aber man kann sich so vorstellen, der Nerv, der Mittelnerv für die Hand,

Speaker0: der läuft quasi ungefähr so in der Mitte von der Hohlhand.

Speaker0: Und der liegt in einem Kanal drin, ist im Kanalboden, hat es Beuge sehen und daneben hat es Knochen.

Speaker0: Und auf diesem Kanal als Deckel sozusagen ist ein Band, das sogenannte Retinaculum,

Speaker0: das ist ein sehr hartes Band.

Speaker0: Und es ist so, es gibt verschiedene Ursachen für dieses Kapal-Tunnel-Syndrom.

Speaker0: Letztlich beispielsweise Flüssigkeitsverschiebungen, deswegen gibt es auch zum

Speaker0: Beispiel in der Schwangerschaft thrombonelle Ursachen, Anschlagen, Trauma.

Speaker0: Der Auslöser lässt sich immer in Anschwellen des Nervs. Der Nerv kriegt irgendwie

Speaker0: eine Enge in diesem Kanal,

Speaker0: will sich dann ausbreiten und das kann er aber nicht, weil das Band obendrauf

Speaker0: diesen Kanal eng hält Und dadurch, dass es dann der Nerv in der Enge bekommt,

Speaker0: will er noch mehr aufquellen und hat noch mehr Enge.

Speaker0: Und das äußert sich dann beim Patienten in meistens Kribbelpastisien oder Schmerzen.

Speaker0: Also vor allem diese nächtlichen Schmerzen sind wirklich schlimm für die Patienten.

Speaker0: Diese Parasthetika nocturna wachen die auf, nachts haben brennende Schmerzen

Speaker0: in den Fingern, insbesondere den ersten drei, also Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger.

Speaker0: Es kommt dann im Verlauf auch, oder es kann auch zu einem Muskelverlust am Daumenballen

Speaker0: kommen, die sogenannte Teneratrophie.

Speaker0: Das liegt daran, dass ein muskulärer Ast, also ein Nervenast,

Speaker0: der zum Muskel führt, auch in diesem Kanal drin liegt und damit auch beschädigt werden kann.

Speaker0: Und dann muss man sich vorstellen, der Nerv ist aufgebaut wie ein Stromkabel

Speaker0: und da drin hat es ganz viele kleine Stromkabel.

Speaker0: Ich weiß nicht, ob Sie schon mal eine Lampe aufgehängt haben,

Speaker0: dann genau so schaut es ungefähr aus im Nerv.

Speaker0: Und durch dieses Eingeengstern, durch diese Enge, kommt es im Verlauf zu einer

Speaker0: Verletzung dieser kleinen Nervenfaszickel.

Speaker0: Letztlich jeder hat so eine eigene Aufgabe von denen.

Speaker0: Und dann bekommen die Patienten, was auch sehr unangenehm ist,

Speaker0: eine Taubheit an den Fingerpuppen.

Speaker0: Und die kann leider persistieren. Das ist echt ein Problem. Gerade die älteren

Speaker0: Patienten, die können, die spüren nichts mehr, die können keine Münze mehr aufheben,

Speaker0: die können sich die Knöpfe nicht mehr zumachen, die haben gar keine Feinmotorik mehr.

Speaker0: Und das ist so der Punkt, also wenn die das erste Mal kommen und sagen,

Speaker0: mir kribbelt, mir schwebt die Hand ein, ich habe Ameisen kribbeln,

Speaker0: vor allem nachts, dann muss man sich das mal anschauen. Man kann im Unterscheid

Speaker0: den Nerv sehr gut darstellen.

Speaker0: Da gibt es Werte, wie breit der sein darf, wie aufgequollen der sein darf.

Speaker0: Dann sieht man teilweise auch wirklich einen Kalibersprung, den der macht,

Speaker0: wenn er in den Kanal reingeht.

Speaker0: Und dann weiß man schon ein bisschen, in welche Richtung es läuft.

Speaker0: Ich arbeite, ich habe wirklich das große Glück, mit ganz tollen Neurologen zusammenzuarbeiten,

Speaker0: wo ich die Patienten auch immer einmal hinschicke und sage, jetzt messt ihr mal den Nerv.

Speaker0: Das Stromkabel erkläre ich immer, kann man ja messen, wo geht die für durch und geht genug durch.

Speaker0: Und dann haben wir da so ein bisschen einen Wert. Und entweder man fängt es

Speaker0: mal an mit einer konservativen Therapie, die liegt meistens in einer Schiene

Speaker0: für die Nacht, in der das Handgelenk einfach gerade gehalten wird,

Speaker0: weil nachts neigt man halt dazu, das Handgelenk abzuknicken,

Speaker0: ohne es zu merken und dann kriegt der Nerven eine Enge und dann wachen die Patienten

Speaker0: auf und haben Schmerzen.

Speaker0: Gegen diese Nervenschmerzen hilft übrigens auch so Ibo und so nicht.

Speaker0: Die sind da wirklich verzweifelt dann.

Speaker0: Und dann, je nachdem wie dieser Messwert ist, kann man besprechen,

Speaker0: eben diese Schiene, das probieren wir mal.

Speaker0: Manche sind auch schon wirklich fortgeschritten und ab einem gewissen Zeitpunkt

Speaker0: muss man dann schon sagen, okay, der Nerv hat jetzt wirklich Stress,

Speaker0: wir müssen was tun und dann kommen wir schon in Richtung Operation.

Speaker0: Man kann vorher auch mal infiltrieren, das ist aber alles auch nach Studienlage

Speaker0: nicht signifikant zielführend auf die lange Sicht, muss man sagen.

Speaker1: Also erst einmal viel lieben werden, Frau Professor Abel. Ich glaube,

Speaker1: so viel hat, wenn man so dazuhört, noch nie über die Hand gehört,

Speaker1: wie jetzt in diesen letzten drei Minuten wirklich faszinierend.

Speaker1: Am tollsten für mich, finde ich, und jetzt habe ich eine neue Beschreibung.

Speaker1: Wenn mich immer jemand gefragt hat, beispielsweise beim Facetten-Syndrom an

Speaker1: der Wirbelsäule, dann habe ich immer die Nervenäste beschrieben anhand eines

Speaker1: Strauchs oder eines Baumes.

Speaker1: Und für mich macht das natürlich voll Sinn, das an einem Nervenkabel,

Speaker1: an einem Stromkabel jetzt zu beschreiben, weil klar, da läuft es ja auch durch.

Speaker1: Super, vielen lieben Dank dafür

Speaker1: schon mal. Also wir können uns eigentlich abbrechen, weil ich bin fertig.

Speaker1: Keine Sorge, liebe Zuhörer, wir machen natürlich weiter.

Speaker1: Ja, Frau Professor, aber jetzt

Speaker1: haben wir zufälligerweise heute in der Früh circa 60 Antworten bekommen,

Speaker1: was die Leute sich gern wünschen würden,

Speaker1: Was Frauengesundheitsthemen betreffend ist.

Speaker1: Und dann kam tatsächlich eine Frage und die musste ich dann leider mit reinwerfen,

Speaker1: ohne dass ich sie davor gewandt habe.

Speaker1: Und das ist die Ritzadrosen.

Speaker1: Und die gibt es wohl vor allem bei Frauen in der Postmenopausalphase.

Speaker1: Können Sie uns da ein bisschen was verraten darüber?

Speaker0: Ja, selbstverständlich. Also ja, großes Thema, gerade wir Frauen,

Speaker0: postmenopausal wird alles bisschen weich.

Speaker0: Der Daumen hat ja, wenn Sie sich mal selber Ihren Daumen anschauen,

Speaker0: dass der bewegen kann, ein wahnsinniges Bewegungsausmaß und der Bandapparat,

Speaker0: der dieses Gelenk hält, wird natürlich dann auch weich,

Speaker0: postmenopausal und dadurch können die zwei Knochen letztlich so aneinander reiben

Speaker0: und es kommt zur Arthrose,

Speaker0: haben Männer auch, kann man ganz klar sagen, aber leider trifft es vor allem uns Frauen.

Speaker0: Es ist so, dass es da verschiedene Stadien gibt, verschiedene Einteilungen,

Speaker0: wie jetzt auf die ausgeprägt ist, wobei ich den Patienten immer sage,

Speaker0: ihr Bild ist mir eigentlich egal, mir geht es darum, wie geht es Ihnen.

Speaker0: Viele Patienten haben wirklich schreckliche Röntgenbilder und kommen damit super

Speaker0: zurecht, dann ist alles fein.

Speaker0: Manche haben ganz gute Röntgenbilder und kommen gar nicht damit zurecht.

Speaker0: Der Daumen verändert sich dann auch, also kann man mal sehen bei so älteren

Speaker0: Damen, der kriegt so eine Überstreckung, der ist so ein bisschen subluxiert,

Speaker0: der ist adduziert, bedeutet der Daumen drückt sich so an den zweiten Finger hin.

Speaker0: Und der ganze Bewegungsablauf ändert sich. Auch hier ist es so,

Speaker0: kann man konservativ sehr, sehr gut, sehr lange therapieren.

Speaker0: Vor allem die Physiotherapie ist wahnsinnig wichtig.

Speaker0: Hier muss man aber auch darauf achten, bitte zu Handphysiotherapeuten.

Speaker0: Die haben auch eine spezielle Ausbildung, so wie ich einen speziellen Facharzt

Speaker0: habe, haben eine spezielle Ausbildung.

Speaker0: Die können die Muskulatur aufbauen und damit das Gelenk stärken,

Speaker0: das schon mal sehr hilft. Dann kann man natürlich auch indizieren.

Speaker0: Meine Patienten wissen, ich bin kein Kortison-Freund. Ich spritze lieber andere

Speaker0: anti-entzündliche Mediatoren.

Speaker0: Man kann mal eine Schiene einbauen. Auch hier gibt es neue Modelle,

Speaker0: die ganz toll sind, weil sie nicht nur rückstellen, sondern dieses Gelenk auseinanderziehen

Speaker0: und damit die Schmerzen nehmen, die einfach entstehen durch dieses Knochenreibdorfknochen.

Speaker0: Und letztlich ist es so, irgendwann bringt es alles nicht mehr so viel und dann

Speaker0: muss man über eine Operation sprechen.

Speaker0: Und hier haben wir wirklich eine, ich möchte fast sagen, revolutionierende Neuheit.

Speaker0: Seit ein paar Jahren, 10, 15 Jahren, gibt es eine Prothese, die endlich funktioniert

Speaker0: am Sattelgelenk und alle Handkirurgen sind da wahnsinnig dankbar dafür.

Speaker0: Die sogenannte Hasenhüfte. Die ist nämlich aufgebaut wie eine Duokopf,

Speaker0: also quasi eine Prothese am Schenkelhals.

Speaker0: Nur hat sie halt die Größe, dass sie in eine Hasenhüfte reinpasst und ist wirklich

Speaker0: mit mehreren Modulen aufgebaut.

Speaker0: Das heißt für jeden Patienten spezifisch wird die genaue Größe angepasst,

Speaker0: hat eine Schaft, hat eine Pfanne, hat einen Hals und einen Kopf.

Speaker0: Und damit kann man den Patienten wirklich sagen, das hilft, die sind sofort

Speaker0: schmerzfrei, die müssen natürlich auch eine Physio machen und so weiter.

Speaker0: Aber die ganzen Probleme, die wir früher hatten durch die Prothesen,

Speaker0: die luxiert sind, die ausgebaut sind und so weiter, haben wir mit dieser zum Glück nicht.

Speaker0: Und die Stammzeit, also sprich, wie lange kann die Prothese bleiben,

Speaker0: bis man sie wechseln muss eventuell, ist laut Studienlage aktuell tatsächlich

Speaker0: bei zehn Jahren, die so bei 95, 96 Prozent sind noch drin. Also es ist wirklich

Speaker0: gut, es ist wie an der Hüfte.

Speaker0: Und ich sage den Patienten immer, sie müssen keine Angst haben,

Speaker0: wenn das nicht mehr hilft, was wir konservativ machen, können wir es wirklich gut therapieren.

Speaker1: Wow, das ist faszinierend. Übrigens Hüfte ist weniger, kann ich Ihnen sagen.

Speaker1: Haben wir nämlich in der Hüftfolge schon gehabt in den zehn Jahren.

Speaker1: Dabei ist es faszinierend, was sich da schon entwickelt hat.

Speaker1: Aber wir gehen später noch in den Thema ein bisschen näher rein,

Speaker1: weil wenn wir schon so eine Expertin zu Gast haben, da wollen wir natürlich auch mehr erfahren.

Speaker1: Jetzt sind Sie ja schon bei dem Thema reingerutscht in unsere nächste Rubrik

Speaker1: und die bedeutet praktisch die OP im Gegensatz zum konservativen Therapiefeld.

Speaker1: Wie gehen Sie denn bei der Frage vor, operieren oder zunächst konservativ behandeln?

Speaker0: Also prinzipiell kommt es natürlich auf das Krankheitsbild an.

Speaker0: Es gibt schon Indikationen, Brüche zum Beispiel mit Fehlstelle,

Speaker0: wo man schon sagt, das sollte man eher machen.

Speaker0: Ich sage Patienten immer, operieren müssen wir gar nichts.

Speaker0: Sie sterben nicht, sie können halt vielleicht den Finger nicht bewegen oder

Speaker0: das Handgelenk, aber müssen tun wir gar nichts. Aber es gibt schon Indikationen,

Speaker0: wo man es eher machen sollte und wo man auch nicht vorher noch was Konservatives probieren kann.

Speaker0: Also sprich Handbrüche, Handgelenksbrüche, Fingerbrüche mit Fehlstellung an den Fingern.

Speaker0: Es ist ja dann so, dass die beim Greifen die Finger überkreuzen.

Speaker0: Das macht nicht Sinn. Dann gibt es aber auch viele Indikationen,

Speaker0: wo man es zunächst konservativ versuchen kann.

Speaker0: Und das mache ich tatsächlich ein bisschen patientenabhängig und bespreche es mit dem.

Speaker0: Wenn Sie einen Sportler haben, der damit sein Geld verdient,

Speaker0: dann haben Sie keine Zeit, da noch mal acht Wochen eine Physio drüber laufen zu lassen.

Speaker0: Dann muss man sagen, okay, entweder wir machen es jetzt so oder die Saison ist vorbei.

Speaker0: Bei Patienten, die jetzt nicht so einen Druck haben, kann man gut sagen,

Speaker0: wir probieren es konservativ. Sie haben die und die Chance und erst dann machen wir es operativ.

Speaker0: Letztlich ist auch nicht die OP immer das Allheilmittel. Das muss man auch klar kommunizieren.

Speaker1: Jetzt haben wir in der Recherche vor der Folge herausgefunden,

Speaker1: Kapaltunnel, Dekompression, 18 bis 19 Prozent ist langfristig die Erfolgschance. Stimmen Sie dem zu?

Speaker0: Ja, also auch hier muss man es ein bisschen detaillierter betrachten.

Speaker0: Es kommt nämlich auf den Ausgangswert drauf an.

Speaker0: Und da muss man ganz klar sein, die Patienten, die kommen und diese wahnsinnigen

Speaker0: nächtlichen Schmerzen haben und einschlafende Hand, haben eine wirklich gute Chance.

Speaker0: Und ich verspreche nie was von einer OP, aber da kann ich sagen,

Speaker0: heute Nacht werden sie das erste Mal schlafen nach dieser OP.

Speaker0: Wenn die aber kommen und die Finger sind schon tau, und zwar dauerhaft tau,

Speaker0: dann muss ich sagen, ich kann ihnen nicht sagen, ob sich das wieder zurückentwickelt

Speaker0: und ich kann ihnen vor allem auch nicht sagen, in welcher Zeit.

Speaker0: Und so ein Nerv, der kann schon mal ein, zwei Jahre auch brauchen.

Speaker0: Deswegen kann man es, glaube ich, nicht so im Wartenkampf scheren.

Speaker1: Herr Professor, jetzt gibt es ja auch diese Seelenprodukturen.

Speaker1: Das kommt gar nicht so selten vor.

Speaker1: Wann ist da das OP-Timing entscheidend oder wie schnell muss das Ganze dann

Speaker1: tatsächlich operativ versorgt werden?

Speaker1: Wir reden ja tatsächlich hier von einem sehr, sehr kleinen Gelenk auch.

Speaker0: Auch hier muss man differenziert betrachten, welche Sehne.

Speaker0: Es gibt ja auch Strecksehensgebäugesehnen. Es gibt akute Rupturen,

Speaker0: wenn Sie sich die mit dem Messer durchschneiden.

Speaker0: Und es gibt sekundäre Rupturen, die aufgrund von Abnutzung entstehen.

Speaker0: Bei so sekundären Rupturen kann man zum Beispiel keine Naht machen,

Speaker0: da muss man sowieso eine Umstellung aufs Plastik machen.

Speaker0: Da ist es nicht egal, aber nicht zeitkritisch.

Speaker0: Wenn Sie natürlich eine akute Ruptur haben, weil Sie sich das Messer durchgetrennt

Speaker0: haben, würde ich jetzt nicht so lange warten.

Speaker0: Gleiches gilt auch für Beugeseen, Beugeseenausrisse, weil das Komplexe an der

Speaker0: Hand ist ja, dass die ganzen Gelenke miteinander agieren. und wenn sie in vier

Speaker0: Wochen ein Gelenk nicht bewegen können, dann ist es immer relativ zickig, muss man sagen.

Speaker1: Vielen Dank schon mal für die wirklich tolle Erklärung und ein Grab,

Speaker1: was die Sehnen-Drukturen angeht, weil da kamen tatsächlich einige Fragen.

Speaker1: Gibt es denn einen Fall, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist,

Speaker1: vielleicht auch, weil es mehr um Lebensqualität als um reine Funktion geht?

Speaker0: Also ehrlich gesagt ist an der Hand die Lebensqualität immer mit der Funktion

Speaker0: verbunden, muss man sagen.

Speaker0: Und zum Glück durfte ich ja schon wirklich viele Dinge erleben.

Speaker0: Gerade neulich wieder, muss ich sagen, habe ich mich so gefreut,

Speaker0: weil ich habe vor zwei Jahren, glaube ich, oder vor anderthalb Jahren einen

Speaker0: Berufspianisten operiert, der in einer Rock'n'Roll Band spielt.

Speaker0: Und der hat die Hand gebrochen und das habe ich operiert.

Speaker0: Und da hat man schon auch ein bisschen, also ich meine, wir operieren alle Patienten

Speaker0: gleich, aber wenn es natürlich dann so signifikant wichtig ist,

Speaker0: ist es schon auch immer ein Eingriff.

Speaker0: Und es hat dann mal gut funktioniert, es ist mitgegangen und der hat nach zwei

Speaker0: Wochen, also zwei Wochen nach der OP, bitte nicht nachmachen,

Speaker0: war da draußen, ja, aber der hat zwei Wochen nach der OP wieder Konzert gespielt.

Speaker0: Und es hat alles super funktioniert und war so dankbar, dass er mich jetzt jedes

Speaker0: Jahr aufs Konzert einrädt und da war ich jetzt neulich wieder und habe bewundert,

Speaker0: wie er da in die Tasten haut und das ist schon ein schöner Moment.

Speaker1: Das glaube ich vor allem, weil man da ja auch ein klare Ergebnis sieht davon.

Speaker1: Das ist natürlich in der Orthopädie und in den Bereichen viel häufiger so,

Speaker1: dass man da das klare Ergebnis anschließend dann auch sieht.

Speaker1: Jetzt haben Sie ja vorher schon so ein bisschen was über die OP-Techniken erzählt und angedeutet.

Speaker1: Wie haben sich denn die operativen Verfahren in den letzten Jahren verändert?

Speaker0: Gerade in der Handchirurgie haben wir ganz tolle Fortschritte gemacht, muss man sagen.

Speaker0: Also als ich angefangen habe mit der Handchirurgie, war die Arthroskopie zum

Speaker0: Beispiel noch so ein ganz fernes Ding.

Speaker0: Haben manche gemacht, die so ein bisschen verrückt waren, aber noch nicht alle.

Speaker0: Und das ist wirklich nochmal ein Schlüssel gewesen, hat sich durchgesetzt.

Speaker0: Mittlerweile können wir ganz viel Arthroskopisch machen am Handgelenk, was wirklich super ist.

Speaker0: Dann die Prothesenentwicklung ist deutlich gebessert. Also wir haben,

Speaker0: ich habe neulich gerade einen Vortrag gehalten vor Orthopäden,

Speaker0: weil die Patienten zu mir immer kommen und sagen, ja der Orthopäde hat gesagt,

Speaker0: da mit den Fingern kann man nichts mehr machen.

Speaker0: Und da muss ich natürlich klar mit aufräumen, weil wir haben Finger mit die

Speaker0: Gelenksprothesen, die sehen aus wie kleine Knie-Tabs.

Speaker0: Wir haben die Daumensappel-Gelenksprothese, die eben wie die Endeprothese am Hüftgelenk ausschaut.

Speaker0: Und da ist so ein Fortschritt in den letzten Jahren gemacht worden,

Speaker0: dass wir hier die Patienten wirklich deutlich besser versorgen können und keiner

Speaker0: muss mehr aufgrund von einer Arthrose steife Fänger bekommen.

Speaker1: Welche OP-Techniken gibt es denn vor allem, jetzt gehen wir mal rein von dem

Speaker1: Karpal-Tunner-Syndrom aus, wo wir vorher waren.

Speaker1: Welche gibt es und welche empfehlen Sie oder beziehungsweise welche wenden Sie am häufigsten an?

Speaker1: Das ist natürlich immer auch abhängig davon, von dem Beschwerdebild,

Speaker1: von der anatomischen Struktur und so weiter.

Speaker0: Also im Prinzip haben sich zwei Verfahren eigentlich durchgesetzt.

Speaker0: Das eine ist die offene Karpaldachspaltung und das andere ist letztlich die endoskopische.

Speaker0: Es gibt auch Ambitionen, das sozusagen ultraschallgesteuert zu machen.

Speaker0: Ich finde, man muss sowohl endoskopisch als auch offens mal gemacht haben,

Speaker0: um zu wissen, womit man es da zu tun hat sozusagen.

Speaker0: Der Vorteil beim Offenen, und deshalb mache ich es, ist meines Erachtens ganz

Speaker0: klar, dass man auch die Beugesehnen von Entzündung befreien kann und man kann

Speaker0: den Nerv von Fasern befreien, die noch so drüber laufen und man hat einen direkten Blick drauf.

Speaker0: Der Nachteil daran ist, dass es eine Narbe gibt in der Hohlhand,

Speaker0: die hart werden kann, die auch mal Beschwerden machen kann. Das muss man ganz klar kommunizieren.

Speaker0: Das endoskopisch hat den Vorteil, es gibt keine Narbe in der Hohlhand,

Speaker0: weil die weiter körpernah gesetzt wird, aber auch nicht so viel größer ist als

Speaker0: zum Beispiel meine Narbe, die ich jetzt offen mache.

Speaker0: Aber man hat keine Narbe in der Ruhrhand, also da, wo man sich aufstürzt,

Speaker0: also zum Beispiel ältere Damen, die am Rollator gehen und so,

Speaker0: da müssen wir ein bisschen gucken.

Speaker0: Aber man kann in der endoskopischen Technik den Nerv selber nicht beurteilen.

Speaker0: Also man sieht quasi nur das Retinakulum und auch hier gibt es eine Anzahl von

Speaker0: nicht ausreichend gespaltenen Retinaküller, also diesen Bändern,

Speaker0: Weil man es einfach nicht richtig sieht. Die Studienlage ist so,

Speaker0: dass die Ergebnisse jetzt rein vom Outcome, ich würde sagen, vergleichbar sind.

Speaker0: Man ist aber mittlerweile dieses endoskopische Brauch vielmehr.

Speaker0: Sie brauchen einen Arthroskopieturm, sie brauchen ein Set, sie brauchen Einmalinstrumente

Speaker0: im Sinne der CO2-Einsparung und so muss man das Kritische da fragen.

Speaker0: Aber ich denke, für beides gibt es eine Indikation.

Speaker1: So, liebe Zuhörer, das ist der Unterschied, wenn wir eine Professorin als Gast

Speaker1: haben, kriegt man dann automatisch dann gleich die Studie mitgeliefert.

Speaker1: Vielen Dank dafür und wirklich sehr, sehr schön erklärt.

Speaker1: Jetzt ist es ja so, Frau Professor Aul, wir haben ja mal im Vorfeld recherchiert.

Speaker1: Es gibt roundabout 2095 Handschirurben in Deutschland.

Speaker1: Davon gibt es nur 430, 40 Frauen tatsächlicherweise.

Speaker1: Das ist gar nicht so viel. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele von denen

Speaker1: denn überhaupt aktiv sind noch. Das ist ja dann auch immer so wie die nächste Frage.

Speaker1: Viele Patienten wissen ja gar nicht, dass es Handschirurgen oder Handschirurgen

Speaker1: gibt oder denken erst bei schweren Verletzungen daran.

Speaker1: Wann sollte man sich das denn wirklich frühzeitig beim Handschirurgen vorstellen?

Speaker0: Also erstmal danke für die Infos, wusste ich ehrlich gesagt gar nicht.

Speaker0: Ich kenne nämlich ein paar ganz tolle Handchirurgen, also sehr spannend zu hören.

Speaker0: Ehrlich gesagt, ich finde ja, also man kann natürlich auch erstmal zum Orthopäden

Speaker0: gehen, aber irgendwie ab Ellenbogen sozusagen gehört es eigentlich in die Handchirurgen.

Speaker0: Egal, also ganz oft können Patienten sagen, ich habe nur was Kleines,

Speaker0: ich weiß gar nicht, ob ich bei ihnen richtig bin. Ja, natürlich sind sie richtig, immer.

Speaker1: Ich finde auch, man merkt einfach daran, dass es diese Handschirurgie auch als

Speaker1: Fachbezeichnung gibt, dass die Orthopädie einfach so vielfältig ist und dass

Speaker1: es so wichtig ist, dass es da eben auch diese einzelnen Spezialisierungen gibt.

Speaker1: Wir haben ja in den Folgen zuvor ja jetzt auch schon den Prof.

Speaker1: Martitschläger mit der Schulter gehabt. Wir haben den Dr.

Speaker1: Köhne gehabt mit wirklich speziell Endoprothesen am Knie, auch in der Orthopädie, die Frau Dr.

Speaker1: Stöhr mit, wo es rein in den Mindest, wo es gibt, das ist ja schon sehr, sehr speziell ist.

Speaker1: Wie gelingt es Ihnen denn, Verbraunen aufzubauen, gerade wenn es im OP an einer

Speaker1: so zentralen Struktur wie der Hand ist?

Speaker1: Also es ist ja schon, ich glaube, da überlegt jeder dreimal,

Speaker1: ob ich mir jetzt zum Beispiel einen Lipom am Rücken raus operieren lasse oder

Speaker1: ob ich mir die Hand operieren lasse.

Speaker1: Weil wir vorher auch schon gehört haben, in manchen Bereichen ist das ja tatsächlich

Speaker1: für den Beruf extrem wichtig, wo es gar nicht, welchen Beruf es gibt,

Speaker1: wo es nicht wichtig wäre, die Hand.

Speaker1: Wie gehen Sie denn da speziell vor, um den Patienten von A bis Z abzuholen?

Speaker1: Und das ist ja tatsächlich auch so, in Ihren ganzen Bewertungen schwärmen ja

Speaker1: die Patienten darüber, dass sie eben komplett abgeholt werden.

Speaker0: Ja, das ist eine gute Frage. Also ich denke, ich bin sehr, also zum einen versuche

Speaker0: ich zu erklären, dass der Patient es versteht.

Speaker0: Zumindest in groben Strukturen.

Speaker0: Das ist natürlich eine super Spezialisierung, der muss jetzt nicht alles Einzelne,

Speaker0: aber ich versuche zu erklären, dass er versteht, um was es geht und was wir

Speaker0: machen, warum wir das machen.

Speaker0: Dann versuche ich sehr ehrlich zu sein, auch mit dem Ergebnis.

Speaker0: Damit er weiß, worauf er sich einlässt.

Speaker0: Man muss auch immer den Patienten als Individuum betrachten.

Speaker0: Und ich rate Patienten auch von Operationen ab, wenn ich denke,

Speaker0: dass das nicht indiziert ist oder zum aktuellen Zeitpunkt.

Speaker0: Ich hatte zum Beispiel neulich eine wahnsinnig liebe Patientin,

Speaker0: die ist schon seit einem Jahr, ungefähr war die schon vor einem Jahr,

Speaker0: war die schon mal bei mir.

Speaker0: Das ist eine ältere Dame, die ist mehrfach voroperiert wegen einem Döbitrei.

Speaker0: Ich glaube, erst mal war es ein Schnappfinger, ein Dübel und so weiter.

Speaker0: Auf jeden Fall kann die einen Finger einfach nicht mehr strecken und der stört sie.

Speaker0: Und dann hat sie zu mir gesagt, sie möchte, dass ich ihr den amputiere.

Speaker0: Und dann haben wir das natürlich diskutiert und dann habe ich gesagt,

Speaker0: ich würde es gerne nochmal probieren und so.

Speaker0: Und dann war sie letztlich zur OP und dann kam sie zur Aufklärung und hatte

Speaker0: einen ganz schlimmen Todesfall in der Familie und so. Und dann habe ich gesagt,

Speaker0: nee, machen wir jetzt nicht. Wir verschieben das jetzt.

Speaker0: Sie müssen erst mal sich wiederfinden und müssen das mit einer Trauerbearbeitung machen.

Speaker0: Und dann, damit man sich einfach im Gesamten auf dieses Problem konzentrieren

Speaker0: kann, die ganze Körperimmunabwehr ist ja auch nicht gut, wenn man so psychisch im Stress ist.

Speaker0: Und das ist so ein Punkt, dass ich versuche, auf den Patienten individuell einzugehen.

Speaker0: Und wenn Patienten zöger, dann sage ich zu ihnen immer, holen Sie sich bitte eine Zweitmeinung ein.

Speaker0: Es gibt auch andere gute Handgebergen. Gehen Sie da hin, fragen Sie, was der machen würde.

Speaker0: Und dann können Sie gerne immer wieder zu mir kommen, weil ich finde,

Speaker0: der Patient muss es verstehen. Er muss sich dazu entscheiden und der Weg,

Speaker0: das ist ja ein gemeinsamer Weg, den ich gehe mit jedem Patienten,

Speaker0: den muss er auch mit mir gehen wollen.

Speaker0: Er muss mir vertrauen, er muss das Gefühl haben, das, was ich sage, ist richtig.

Speaker0: Damit wir gemeinsam das beste Ergebnis schaffen können.

Speaker1: Frau Professor Abel, wenn Sie das nächste Mal überlegen sollten,

Speaker1: welche Antwort dafür ideal wäre, ich schicke Ihnen den Link zum Podcast.

Speaker1: Genau das ist das, was wir in unserem Intro ja auch beschrieben haben.

Speaker1: Nicht nur Ärztin, sondern auch eine Frau mit Herz, die wirklich da auf die Patienten

Speaker1: und auf die Gefühle eingeht.

Speaker1: Und man merkt es auch sehr deutlich in der Beschreibung des Falles der älteren

Speaker1: Dame, wie wichtig das einfach ist, auch die Psyche in dem gesamten Bereich.

Speaker1: Frau Professor, aber es gibt ja einen speziellen Punkt, der ja bei mir ganz

Speaker1: oben im Kurs steht, den liebe ich in meinen Podcast folgen.

Speaker1: Interdisziplinäre Zusammenarbeit. Handschirurgie ist ja schon ein sehr,

Speaker1: sehr spezielles Feld, jetzt haben wir ja schon viel gehört darüber.

Speaker1: Und auch sehr, sehr speziell in der Nachversorgung nach einem operativen oder

Speaker1: auch beim konservativen Eingriff.

Speaker1: Mit welchen Fachbereichen muss man denn anschließend nach so einem operativen

Speaker1: Eingriff oder auch in einem konservativen Bereich zusammenarbeiten und wie läuft das eigentlich ab?

Speaker0: Also ich habe echt das Glück, einen ganz tollen Kreis an Ärzten,

Speaker0: um mich zu haben und zu weisern.

Speaker0: Das heißt, ich arbeite natürlich ganz eng mit Radiologie, weil Patienten brauchen MRT.

Speaker0: Jetzt brauchen Patienten für die Hand aber nicht irgendein MRT,

Speaker0: sondern ein hochauflösendes und möglichst einen Radiologen, der das auch schon mal gesehen hat.

Speaker0: Weil sonst bringt das gar nichts. Und da habe ich wirklich das Glück,

Speaker0: einen ganz tollen Kontakt zu haben.

Speaker0: Dann habe ich eine ganz tolle Neurologen, wo ich den Patienten hinschicken kann,

Speaker0: wo ich auch mich in irgendwelche komischen Kurven zurückkriege,

Speaker0: sondern ein ganz klares Statement, die sich auch festlegen und mir auch eine

Speaker0: ausreichende Aussage geben.

Speaker0: Dann arbeite ich natürlich mit ganz vielen Orthopäden zusammen,

Speaker0: die mir zuweisen oder sagen, würdest du dir den anschauen, dass wir einfach

Speaker0: für den Patienten das bestmögliche Ergebnis schaffen.

Speaker0: Und ganz wichtig in meinem Fall oder in der Handkirche sind die Handtherapeuten,

Speaker0: Physiotherapeuten und Ergotherapeuten. Und da habe ich Gott sei Dank ein ganz

Speaker0: tolles Netzwerk hier in München.

Speaker0: Dadurch, dass sie so spezialisiert sind, sind die auch keine Termine.

Speaker0: Und meine Patienten kriegen da immer Termine, weil wir so eng zusammenarbeiten.

Speaker0: Und ich kann ihnen sagen, ich sage zum Patienten immer, ich kann es mit viel

Speaker0: Liebe operieren. Aber wenn sie nachher nicht viel Liebe in die Nachbehandlung

Speaker0: stecken, wird es nicht gut.

Speaker1: Also würden Sie jetzt zusammengefasst auch sagen,

Speaker1: die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Vorfeld, in der Nachbetrachtung und

Speaker1: vor allem auch mit den Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, es gehört zum Gesamtkunstwerb

Speaker1: und einfach auch da dazu.

Speaker0: Unbedingt, das ist signifikant wichtig. Wenn der Patient nur kommt und dann

Speaker0: alleine gelassen wird, das wirbt nicht gut. Da kann ich noch so schön operieren.

Speaker1: Also ich kann das auch definitiv bestätigen, vor allem was die Ergotherapie angeht.

Speaker1: Ich habe früher mal Ergotherapeuten betreut, beraten, gerade was die Ultraschalltherapie angeht.

Speaker1: Die hatten sehr, sehr viel mit Händen zu tun. Es ist wirklich faszinierend,

Speaker1: wie die da rangehen. Das ist wirklich toll.

Speaker1: Frau Professor Abel, jetzt haben wir ja viel über die operativen Eingriffe gehört,

Speaker1: aufgrund von Beschwerden, Anatomie, Alterszustand und so weiter kommen.

Speaker1: Jetzt gibt es aber einen ganz interessanten Bereich, der sich in den letzten

Speaker1: Jahren immer mehr entwickelt und auch sehr, sehr spezialisiert ist.

Speaker1: Und das ist die Ästhetik.

Speaker1: Ich versuche es mal so ein bisschen an einem Beispiel zu machen.

Speaker1: Man sagt ja immer, wenn man dann die, ich nenne es einfach mal so Fachzeitschriften

Speaker1: für Frauen vor allem nimmt, und dann ist wieder eine gewisse Dame aus einem erhöhten VIP-Kreis da,

Speaker1: die eigentlich 75 ist und das Gesicht sieht aus wie 36.

Speaker1: Und dann sieht man die Hände und dann sagt man, da ist dann das Alter schon da.

Speaker1: Sie haben ja auch in dem Bereich der ästhetischen Medizin sich weitergebildet.

Speaker1: Warum ist gerade die Hand auch in diesem Kontext so bedeutend?

Speaker0: Ja, Sie haben es ja schon gesagt. Hände und Gesichter verraten das Alter und

Speaker0: dann gab es eine Zeit, da haben nur noch die Hände das Alter verraten.

Speaker0: Und das will man natürlich nicht mehr so richtig und deshalb habe ich mich so

Speaker0: ein bisschen in der ästhetischen Medizin noch fortgebildet,

Speaker0: einfach auch, weil auch hier die Ästhetik in der Handkirurg,

Speaker0: die Ästhetik spielt eine ganz große Rolle, gerade die Narben müssen fein werden,

Speaker0: nicht nur damit es schön ausschaut, sondern damit es funktioniert,

Speaker0: sodass es sich wahnsinnig gut ergänzt und natürlich versucht man halt an der Hand,

Speaker0: Die im Alter bekommen die Patienten so ein bisschen knöchernde Hand,

Speaker0: das Unterhautfettgewebe hört auf,

Speaker0: geht zurück, es ist wie im Gesicht und deshalb versucht man das so ein bisschen

Speaker0: aufzupeppen und auch hier hat man in den letzten Jahren eine wahnsinnig tolle Entwicklung gemacht.

Speaker0: Früher, haben die Patienten halt einfach kollagenfiller bekommen,

Speaker0: die Volumen geben, ist auch okay, kann man machen, aber irgendwann ist es halt

Speaker0: so overstuffed sowohl an der Hand als auch am Gesicht und jetzt in letzter Zeit gibt es,

Speaker0: wahnsinnig tolle neue Injektionen.

Speaker0: Mit Biostimulatoren, die quasi zur körpereigenen Regeneration anreden und,

Speaker0: körpereigenes Kollagen bilden, was super natürlich ausschaut,

Speaker0: also man muss nur mal in die USA schauen, wie sie alle heißen,

Speaker0: die Damen, die, wo man vor zwei Jahren gesagt hat, ja, ja, da ist aber viel

Speaker0: drin und jetzt sehen die wahnsinnig natürlich und alle noch gut aus.

Speaker0: Diese Entwicklung finde ich wahnsinnig toll und spannend, weil wir es schaffen,

Speaker0: eine Natürlichkeit zu erhalten, nicht irgendwie verändert aussehen und trotzdem

Speaker0: muss man ja nicht ganz alt ausschauen.

Speaker1: Nein, ich finde es super, dass es sowas gibt. Es zeigte auch die Weiterentwicklung

Speaker1: und es hat sich ja wohl in den letzten Jahrzehnten da auch viel getan,

Speaker1: so wie Sie es auch gerade beschrieben haben, ist wirklich toll.

Speaker1: Vor allem finde ich es sehr, sehr faszinierend, weil ich im Vorfeld auch ein

Speaker1: bisschen recherchiert habe.

Speaker1: Es gibt gar nicht so viele, die sich darauf wirklich speziell auf die Hände spezialisieren.

Speaker1: Und da sind sie tatsächlich eine große Ausnahme, vor allem auch natürlich mit

Speaker1: dem Fachwissen, mit dem Können aus der Handschirurgie, in der Orthopädie,

Speaker1: wo man sich auch in der Hand schreibt,

Speaker1: Gehen wir mal wieder zurück in unser Thema, Frau Professor Abel.

Speaker1: Wohin entwickelt sich denn die Handchirurgie aus Ihrer Sicht medizinisch und gesellschaftlich?

Speaker0: Also ich glaube, oder sagen wir so, ich weiß, dass die Handchirurgie sich immer

Speaker0: mehr zu einem sehr etablierten Fachbereich entwickelt.

Speaker0: Das kommt ein bisschen aus den USA auch, wo es wirklich diese Departments gibt.

Speaker0: Also so wie sich sie jetzt auch entwickelt, ein Arzt für Schulter,

Speaker0: ein Arzt für Knie, ein Arzt für die Hüfte. Was auch total Sinn macht,

Speaker0: weil ich glaube, man kann nur was gut, wenn man es immer macht.

Speaker0: Und die Hand ist mittlerweile so ein ausgedehnter Bereich, dass man so viele

Speaker0: Dinge können muss, dass man nicht auch noch irgendwas anderes gut machen kann,

Speaker0: so wie in den anderen Bereichen auch.

Speaker0: Deswegen operiert ja ein Hüftoperateur, der eine Hüfte macht,

Speaker0: doppelt so schnell wie einer, der noch alles andere macht.

Speaker0: Und ich denke, das wird sich immer mehr etablieren. Das finde ich auch sehr, sehr, sehr positiv.

Speaker0: Und medizinisch wird die Therapie immer expliziter.

Speaker0: Und wir sehen es jetzt ja an den atroskopischen Verfahrens wird immer feiner.

Speaker0: Es gibt Prothesen für jedes Fingergelenk.

Speaker0: Es wird immer detaillierter.

Speaker0: Und gesellschaftlich ist es immer mehr anerkannt. Ich sehe das ja an meinen

Speaker0: Patienten, die googeln, sie haben irgendwas, dann schauen sie im Internet nach

Speaker0: und sagen, ah, da ist ja jemand, der macht nur Hände.

Speaker0: Und die kommen auch ganz oft und sagen, ich bin jetzt zu Ihnen gekommen,

Speaker0: weil Sie machen nur Hände.

Speaker0: Es gibt auch plastische Gerumen, die auch Hände machen, die machen aber noch

Speaker0: Brüste- und Fettabsaugung.

Speaker0: Und die Gesellschaft orientieren sich immer mehr an dem, was man im Internet

Speaker0: liest und gehen immer mehr auf die Spezifizierung, was, glaube ich, ein guter Schritt ist.

Speaker1: Auf jeden Fall. Wie sieht es denn eigentlich in der Handschirurgie mit Roboter

Speaker1: assistiert aus, 3D-Planung, Tissue Engineering?

Speaker0: Also die 3D-Planung ist ein ganz großes Thema, was wir schon anwenden bei Korrektur-Ostotomien

Speaker0: zum Beispiel am Radius oder Verkürzungs-Ostotomien, Derotations-Ostotomien.

Speaker0: Da gibt es auch 3D-Drucker, die dann Pläne ausspucken.

Speaker0: Das macht wirklich Sinn und ist ein ganz tolles Tool.

Speaker0: Und die Tissue Engineering ist auch sehr spannend.

Speaker0: Es ist so, also für unsere Nicht-Mediziner-Zuhörer, man versucht zum Beispiel

Speaker0: einen Knorpeldefekt, einen Knorpel aus einem anderen nicht belasteten Anteil

Speaker0: vom Gelenk zu nehmen und da einzupflanzen,

Speaker0: um quasi wieder da Knorpel zu haben, weil wir können ja Knorpel leider noch

Speaker0: nicht züchten und wir können ihn leider auch nicht wieder herholen.

Speaker0: Jedenfalls nicht so, dass wir die Arthrosen damit behandeln können,

Speaker0: aber wenn man jetzt einen Defekt hat, kann man da ein Stück Knorpel sozusagen einbringen.

Speaker0: Das ist in der Handchirurgie, nur in Ausnahmefällen benötigt man das sozusagen,

Speaker0: weil es da eigentlich meistens um Arthrosen geht, die wirklich einen Abrieb,

Speaker0: großflächigen Abrieb bedeuten.

Speaker0: Was man aber schon macht und was super Ergebnisse ergibt, ist die ACP-Therapie,

Speaker0: sprich für den Nichtmediziner Eigenbluttherapie.

Speaker0: Das heißt, man zentrifugiert aus dem eigenen Blut, das Serum hat da irgendwo

Speaker0: kompetente Zellen. Die setzen Entzündungsfaktoren frei und Antientzündungsfaktoren

Speaker0: und Wachstumsfaktoren.

Speaker0: Die spritzt man an die Stelle bei zum Beispiel Sehnenentzündungen oder Arthrosen

Speaker0: und die machen dort so eine Art Inflammationsreaktion und der Körper kann gerade

Speaker0: so Sehnscheinentzündungen wieder selber therapieren.

Speaker0: Das funktioniert hervor, da ist die Studienlage auch wirklich gut für bestimmte

Speaker0: Krankheitsbilder und wende ich auch regelmäßig an, weil ich wirklich davon überzeugt bin.

Speaker1: Für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, die das alles schon mal mit Eigenblut gehört

Speaker1: haben vor 15, 20 Jahren, das hat sich geändert.

Speaker1: Wir werden da irgendwann mal eine eigene Folge machen dazu, weil das ja jetzt

Speaker1: in den letzten Folgen noch immer mehr kam.

Speaker1: Auch im Ministros-Bereich, im Endoprotentik-Bereich kam das auch schon mal.

Speaker1: Auch in der Folge vom Professor Martitschläger kam das mal vor.

Speaker1: Der Bereich schon. Vielen lieben Dank schon mal dafür, Frau Professor.

Speaker1: Jetzt haben Sie ja vorher gesagt, Studium Weiterbildungsassistenten oder Assistentinnen

Speaker1: und dann gab es ja den Chef von Ihnen damals, der schon Angst hatte,

Speaker1: jetzt geht die nächste in die Hautstirurgie.

Speaker1: Was würden Sie denn Weiterbildungsassistenten oder Tinnen gerade mit Blick auf

Speaker1: das Fach Handschirurgie gerne mal mitgeben.

Speaker1: Auch wenn Sie es wahrscheinlich sowieso tun, aber so für die Allgemeinheit.

Speaker0: Also ich sage denen immer, halte durch, es wird toll, es lohnt sich.

Speaker0: Man muss schon sagen, das ist ein langer Weg. Diese Facharztausbildung Orthopädie,

Speaker0: Unfallchirurgie geht sechs Jahre und dann muss man nochmal zwei bis drei Jahre

Speaker0: für die Spezialisierung in der Handchirurgie obendrauf packen.

Speaker0: Je nachdem, wo man ist, kann man ein Jahr sozusagen schon doppelt machen,

Speaker0: aber es ist wirklich eine lange Zeit.

Speaker0: Und die müssen, gerade an den Unikliniken muss man wahnsinnig viele Dienste

Speaker0: machen. Man hat so viele schlaflose Nächte.

Speaker0: Ich habe teilweise in Unfallchirurgienst gemacht und in der Handchirurgie.

Speaker0: Das ist wirklich ein langer Weg und ich sage immer, sie müssen durchhalten,

Speaker0: weil es lohnt sich und es ist auch wichtig, dass man so viel macht,

Speaker0: weil nur wenn man schon viele Situationen im OP gesehen hat,

Speaker0: kann man dann, wenn man irgendwann mal was Unerwartetes erlebt,

Speaker0: richtig reagieren, weil man dann weiß, womit man es zu tun hat.

Speaker0: Es ist leider, es ist halt auch ein Handwerk. Und die Erfahrung ist schon das,

Speaker0: was einen dann letztlich auch gut macht, gerade in der Diagnostik.

Speaker0: Und deswegen sollte man versuchen, alles mitzunehmen, was geht,

Speaker0: auch alles zu sehen, was geht, bis man dann sozusagen erwachsen ist,

Speaker0: in Anführungszeichen, und dann auch selber entscheiden muss.

Speaker0: Durchhalten ist das große Ding und sich nicht von seinem Weg abbringen lassen.

Speaker0: Gerade die Frauen müssen immer noch mehr leisten und besser sein als die Männer.

Speaker0: Es ist immer noch so. Es ist immer noch eine Männerdomäne. Ich glaube,

Speaker0: es wird sich auch nicht so richtig signifikant ändern.

Speaker0: Und deswegen sage ich immer, gerade zu den weiblichen Assistenten,

Speaker0: lasst euch nicht eure Weiblichkeit nehmen und versucht immer fachlich korrekt zu sein.

Speaker0: Versucht immer ein bisschen besser zu sein als die anderen. Weil alles andere

Speaker0: ist schwierig, wenn man als Frau gegenargumentiert, irgendwie im falschen Tod

Speaker0: ist man gleich zickig, wenn man nicht sagt, ist man das Mäuschen und so.

Speaker0: Das heißt, man muss seinen eigenen Weg finden, der für jeden funktioniert,

Speaker0: aber ich sage immer, ihr habt das Ziel im Auge, es schafft ihr, es dauert nur lange.

Speaker1: Vielen Dank, Herr Professor, für diese wirklich tollen Worte und ich glaube,

Speaker1: dass das auch viele Ärztinnen und Ärzte, die gerade in der Weiterbringung sind, weiterbringt.

Speaker1: Was von Ihnen zuletzt angesprochen ist, haben wir jetzt ja auch schon mittlerweile häufiger gehört.

Speaker1: Wir hoffen natürlich, dass sich irgendwann mal tatsächlich was signifikant ändert.

Speaker1: Wir haben es von der Frau Dr. Heide schon gehört.

Speaker1: Wir haben es von der Notarztmami schon gehört, die vom Püppi zur Frau nicht

Speaker1: gemacht worden ist, sondern es ist eigentlich wirklich traurig in der heutigen

Speaker1: Zeit, dass sich das in der Medizin einfach nicht weiter durchsetzt.

Speaker1: Wir werden das Ganze auf jeden Fall beobachten.

Speaker1: Was würden Sie sich denn ganz persönlich für sich selbst als Ärztin,

Speaker1: Mutter, Frau in der Führungsposition wünschen?

Speaker0: Das ist eine schwierige Frage.

Speaker0: Also eigentlich wünsche ich mir, also ich bin eigentlich wirklich sehr zufrieden

Speaker0: und glücklich, so wie es jetzt ist.

Speaker0: Für mich, ich wünsche mir, dass es so weitergeht.

Speaker0: Ich wünsche mir vor allem, dass meine Kinder glücklich sind und gesund bleiben.

Speaker0: Ich wünsche mir, dass dieser Mami-Druck, den wir Mütter, Berufsthintermütter

Speaker0: alle haben, ein bisschen gesellschaftlich weniger wird.

Speaker0: Also ich werde immer noch gefragt, wo sind denn deine Kinder?

Speaker0: Mein Mann wird das zum Beispiel nie gefragt. Aber wenn ich sage,

Speaker0: die sind bei meinem Mann, das ist aber ein toller Papa.

Speaker0: Ja, das ist bei uns immer so.

Speaker0: Und ich wünsche mir, dass diese Entwicklung so weitergeht, dass wir diese Spezialisierung

Speaker0: und diese wirklich spezialisierte Medizin in allen Fachbereichen so weiterführen in der Zukunft.

Speaker1: Das ist sehr toll und eine traumhafte Vorlage, würde ich sagen, Frau Professor Abel.

Speaker1: Warte, kommen wir nämlich jetzt zu unserer neuesten oder zu einer unserer neuen

Speaker1: Kategorien. Da fragen wir doch mal die Kleinen.

Speaker0: Hallo, ich bin Nari, ich bin sechs Jahre, in drei Wochen habe ich Geburtstag. Ich habe eine Frage.

Speaker0: Wer kümmert sich um Zukunft und meine Gesundheit?

Speaker0: Oh, ist das süß.

Speaker0: Ja, also ich glaube, der Arztberuf wird nicht aussterben.

Speaker0: Es wird nicht aussterben, es wird immer Ärzte geben, da muss man es keine Sorgen machen.

Speaker0: Es wird schwieriger werden und da muss man ganz klar an die Politik appellieren.

Speaker0: An die politischen Strukturen, an die Krankenkassen, an die Abrechnungssysteme.

Speaker0: Ich weiß auch nicht, ob ich, wenn ich mal aufhöre, hier in meiner Praxis in

Speaker0: wahrscheinlich 20, 30 Jahren oder so, ob es dann jemand gibt von der neuen Generation, der sagt,

Speaker0: ja, ich nehme das auf mich, diese Verantwortung, ich zahle das Geld und so weiter.

Speaker0: Weil wir schon in Generationen Wechsel haben, muss man ganz klar sagen.

Speaker0: Aber ich glaube, es wird nie aussterben und man muss, das können aber wir nicht

Speaker0: so richtig beeinflussen, glaube ich.

Speaker0: Ich glaube, man muss politisch etwas ändern an diesen medizinischen Strukturen.

Speaker1: Vielen Dank, Frau Professor, für die Einschätzung, für diese Worte.

Speaker1: Und dann kommen wir doch auch gleich mal zu unserer nächsten Frage.

Speaker0: Oh, das ist schwer. Also da gibt es viele. Ich habe ja schon einen gesagt,

Speaker0: wo ich da auf dem Konzert war und gedacht habe, oh wow, das funktioniert ja super.

Speaker0: Dann hatte ich mal einen kleinen Jungen, der war auch sehr süß,

Speaker0: den habe ich operiert. Ich glaube, der war sechs oder sieben.

Speaker0: Und der hat ganz leidenschaftlich gerne Fußball gespielt und ist natürlich in

Speaker0: München Fan von dem großen Verein und mein Sohn ist auch Fan von dem großen

Speaker0: Verein und dann habe ich den operiert und dann konnte er auch wieder Fußball

Speaker0: spielen, also natürlich nicht mit den Händen,

Speaker0: aber halt ist dann abgeheilt und dann hat er mir auch so ein bisschen von seinen

Speaker0: alten Vereinssachen mitgebracht für meinen Sohn, weil er so dankbar war und

Speaker0: so. Und das sind dann schon schöne Momente.

Speaker1: Für die Münchner Zuhörer, nein, es ist nicht der TSV 1860 gemeint.

Speaker1: Für die auswärtigen Zuhörer außerhalb von München, natürlich der FC Bayern ist

Speaker1: gemeint. Wirklich sehr, sehr schön.

Speaker1: Unsere Hände begleiten uns durchs Leben, oft ganz unbemerkt.

Speaker1: Erst wenn eine Bewegung nicht mehr gelingt, ein Griff schmerzt oder ein Moment

Speaker1: des Alltags plötzlich unmöglich scheint, wirkt spürbar, wie viel Kraft,

Speaker1: Koordination und auch Würde in dieser einen Struktur liegt.

Speaker1: Heute haben wir erfahren, dass Handschirurgie nicht nur Millimeterarbeit ist,

Speaker1: sondern auch Vertrauenssache und dass zwischen Funktion und Gefühl oft eine

Speaker1: feine Linie liegt, die man nur versteht, wenn man sich wirklich Zeit nimmt.

Speaker1: Zeit, die uns Prof. Dr. Helen Abel heute geschenkt hat. Mit Fachwissen, mit Haltung, mit Herz.

Speaker1: Frau Prof. Dr. Abel, danke, dass Sie heute bei uns waren.

Speaker1: Vielen Dank für das, dass ich heute Ihre wirklich tolle Praxis besuchen durfte,

Speaker1: dass ich da sein durfte und dass Sie uns vor allem so wahnsinnig wertvolle Tipps

Speaker1: gegeben haben in dem Bereich der Handschirurgie.

Speaker0: Ja, ich sage Dankeschön. Das war ein sehr schönes Interview. Vielen, vielen Dank.

Speaker1: Das freut uns.

Speaker0: Das war Zwischen Visite und Vision. Medizin im Gespräch.

Speaker0: Wenn dir diese Folge gefallen hat, freuen wir uns, wenn du unseren Podcast abonnierst,

Speaker0: weiterempfiehlst und natürlich wieder reinhörst.

Speaker0: Hier sprechen wir mit Menschen, die Medizin leben. Über Herausforderungen,

Speaker0: Chancen und das, was wirklich zählt.

Speaker0: Vertrauen, Wissen und der Blick nach vorn.

Speaker0: Du findest uns auf allen gängigen Podcast-Plattformen sowie auf Instagram unter,

Speaker0: addzwischenvisiteundvision, wo wir dir spannende Einblicke und Updates zu den

Speaker0: kommenden Folgen bieten.

Speaker0: Noch näher dran bist du über unseren WhatsApp-Kanal oder du schreibst uns einfach

Speaker0: direkt an kontaktaddzwischenvisiteundvision.com mit deinen Fragen,

Speaker0: Themenwünschen oder Anregungen.

Speaker0: Bleib gesund, neugierig und offen für neue Perspektiven.

Speaker0: Dein Podcast-Team zwischen Visite und Vision Medizin im Gespräch.

Music: Music

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.