„Wirbel für Wirbel – moderne Rückenschirurgie zwischen Hightech und Handwerk“ mit Dr. med. Franziska Heider
Shownotes
🎙️ Zwischen Visite & Vision – Medizin im Gespräch
📍 Episode: Wirbel für Wirbel – moderne Rückenschirurgie zwischen Hightech und Handwerk
🎧 Gast: Dr. med. Franziska Heider – Leitende Ärztin, Schön Klinik München Harlaching
In dieser Folge sprechen wir über:
– Ursachen und Irrtümer bei Rückenschmerzen
– Wann eine Operation sinnvoll ist – und wann nicht
– Neue Verfahren in der Wirbelsäulenchirurgie (z. B. Bandscheibenprothesen, Hybridtechniken)
– Den Alltag im OP zwischen Hightech und Handwerk
– Die Rolle von Haltung – medizinisch und menschlich
🩺 Fachlich. Persönlich. Nah.
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Rückenmedizin #Wirbelsäule #Rückenschmerzen #Orthopädie #Podcast #ZwischenVisiteUndVision
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Speaker0: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Zwischen Visite und Vision,
Speaker0: Medizin im Gespräch mit Dr. T und Mr. F.
Speaker1: Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit, doch hinter jedem Fall steckt mehr als ein MRT-Bild.
Speaker1: Es geht um Bewegung, Belastung, Biografie und darum, die richtige Balance zu
Speaker1: finden zwischen Technik und Menschlichkeit.
Speaker1: Unser heutiger Gast weiß genau, wie viel Struktur ein Mensch braucht,
Speaker1: um aufrecht durchs Leben zu gehen.
Speaker1: Dr. M. Franziska Heiter ist leitende Ärztin am Wirbelsäulenzentrum der Schönklinik
Speaker1: München-Hallachin, eine der renommiertesten Adressen für Rückenschirurgie in Europa.
Speaker1: Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezialistin für spezielle orthopädische
Speaker1: Chirurgie, Sportmedizinerin, Notfallmedizinerin, Wissenschaftlerin und ein Mensch,
Speaker1: der sich nicht nur für Wirbel, sondern für Menschen interessiert.
Speaker1: Franziska Heiders Weg. Von der Chirurgie in Weilheim über die BG-Klinik Murnau
Speaker1: bis in die Spitzenmedizin der Schönklinik.
Speaker1: Seit über 15 Jahren operiert sie mit Präzision, Gefühl, und Erfahrung.
Speaker1: Ihre Habilitation widmet sie dem Thema Hybridchirurgie der Halswirbelsäule.
Speaker1: Ihre Forschung der intelligente Kombination aus Bandscheibenersatz und Stabilisation.
Speaker1: Und ihr Anspruch? Nicht weniger als eine Rückenchirurgie, die technologisch
Speaker1: führend, aber gleichzeitig verständlich verantwortungsvoll und patientennah ist.
Speaker1: Sie referiert international, publiziert regelmäßig, ist aktiv bei AOS Bayern,
Speaker1: Euros Bayern und im Ärztinnenbund.
Speaker1: Und wenn es die Zeit erlaubt, findet man sie nicht im OP, sondern mit Skiern
Speaker1: in den Alpen, auf dem Segelboot oder mit Violine und der Querflöte.
Speaker1: Heute sprechen wir mit ihr über moderne Virulsäulenschirurgie,
Speaker1: minimalinvasive Verfahren, die Grenze der Technik und die Notwendigkeit,
Speaker1: Haltung nicht nur körperlich, sondern auch ärztlich zu denken.
Speaker1: Wir fragen, wann operieren, wann nicht, was hilft wirklich und warum Rückenschmerzen
Speaker1: manchmal mehr mit Lebensführung als mit Diagnose zu tun hat.
Speaker1: Willkommen zu einer neuen Folge mit Rückgrat. Wirbel für Wirbel,
Speaker1: moderne Rückenschirurgie zwischen Hightech und Handwerk.
Speaker1: Bei Zwischenvisite und Vision, Medizin im Gespräch. Los geht's!
Speaker1: So, herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Zwischenvisite und Vision.
Speaker1: Ich bin heute zu Gast in der Schönklinik in Hallaching und habe einen ganz speziellen
Speaker1: Gast, Frau Dr. Franziska Heider. Hallo Franziska.
Speaker0: Hallo Florian.
Speaker1: Franziska, du bist seit vielen Jahren in der Biobesäulenschirurgie tätig,
Speaker1: mit einem Weg, der sich von der Basisarbeit bis in die führende Position gebracht hat.
Speaker1: Und was war der Moment, der dich für die Wirbelsäule begeistert hat?
Speaker0: Den einen Moment, glaube ich, hat es gar nicht so gegeben, aber das ist so ein,
Speaker0: wie bei vielen Dingen, ein Prozess gewesen.
Speaker0: Von einer fundierten, glaube ich, allgemeinen Ausbildung hin zu einer zunehmenden Spezialisierung.
Speaker0: Und dieses gesamte Organwirbelsäule mit den vielfältigen Erkrankungsbildern,
Speaker0: die es da gibt, hat mich dann zunehmend fasziniert.
Speaker0: Und wie man so schön sagt, bin ich dann irgendwann hier hängen geblieben.
Speaker1: Also auf jeden Fall ein schöner Grund, ein sehr prägender Grund.
Speaker1: Gab es denn auch irgendeinen Patientenfall, der dich persönlich sehr geprägt
Speaker1: hat, was dich vielleicht angeleitet hat, da noch in den Bereich weinen zu gehen?
Speaker0: Also man sieht natürlich bei vielen Patienten relativ schnell auch durch die
Speaker0: Behandlungen einen Erfolg und dieses Feedback, was von den Patienten kommt,
Speaker0: das bestärkt einen ja auch in dem, was man tut.
Speaker0: Und den einen Patienten tatsächlich gibt es natürlich meistens nicht,
Speaker0: aber die Summe, dass man Patienten in Anführungszeichen glücklich machen kann
Speaker0: oder dass man sie von Schmerzen befreien kann,
Speaker0: das ist schon etwas, was einen sicherlich prägt und dazu führt,
Speaker0: dass man das weiter betreibt.
Speaker1: Franziska, jetzt hast du ja heute die, sag ich mal, große Ehre.
Speaker1: Wir haben ja schon drei Folgen über den Bereich Wirbelsäule aufgenommen und ausgestrahlt.
Speaker1: Mit dem Dr. Greiner, der sehr viel über den konservativen Bereich und Richtung
Speaker1: operativen Bereich reingeht.
Speaker1: Mit dem Dr. Arashiri, der sehr speziell über die Halswirbelsäule gesprochen hat und mit dem Dr.
Speaker1: Zenz eben über die komplexen Wirbelsäuleneingriffe
Speaker1: Jetzt bist du ja mit der Schönklinik, wie wir es auch im Intro gesagt haben,
Speaker1: in einer der europäischen Top-Kliniken, die es gibt in dem Bereich Wirbelsäulenschirurgie.
Speaker1: Und du und deine Kollegen haben sich da schon was aufgebaut,
Speaker1: was sehr faszinierend ist.
Speaker1: Welche Rolle spielt denn moderne Technologie wie Navigation,
Speaker1: 3D oder auch tatsächlich robotikassistierte Arbeit im OP mittlerweile?
Speaker0: Also es kommt zunehmend, also gerade jetzt auch mit Aufkommen von KI-basierten
Speaker0: Systemen, dass es zunehmend ist.
Speaker0: Das eine ist natürlich die technische Weiterentwicklung und die Möglichkeiten,
Speaker0: dass zum einen diese Gerätschaften oder auch diese Dinger deutlich besser funktionieren.
Speaker0: Das ganze Surrounding wird kleiner und das andere ist natürlich zunehmend auch
Speaker0: das Schlagwort Patientensicherheit,
Speaker0: dass man bei komplexen Eingriffen auf alle Fälle eine Rückkopplung braucht und
Speaker0: das können diese Systeme natürlich liefern.
Speaker0: Dass man im OP schauen kann, ob so eine Schraube richtig liegt oder nicht.
Speaker0: Das wird sicherlich in den Fachgesellschaften, das wird schon immer diskutiert
Speaker0: und es wird sicherlich dann wahrscheinlich auch irgendwann mal verbindlich Einzug halten,
Speaker0: dass man bei großen Operationen einen Nachweis erbringt, dass das alles seine Ordnung hat.
Speaker1: Franziska, gibt es dann irgendwelche typischen P-Indikationen für die neuen
Speaker1: Techniken, an denen die getestet werden oder wo ihr die einführt oder einbringt?
Speaker0: Also je komplexer oder je schwieriger so Eingriffe sind, da helfen die einem
Speaker0: natürlich schon, wenn man im Vorfeld gelernt hat, mit ihnen umzugehen.
Speaker1: Das ist klar. Also das wollen wir auch nochmal mitgeben auf den Weg.
Speaker1: Es wird nicht zum OP eingesetzt, was nicht vorher mindestens Wochen entweisen.
Speaker1: Das darf man nämlich auch nicht vergessen.
Speaker1: Die ganzen Ärzte, die praktizieren im OP oder auch in der Arztpraxis müssen,
Speaker1: bevor sie ein System im OP oder auch wie gesagt in der Praxis anwenden,
Speaker1: das System auch im Lab teilweise, wie wir immer nennen.
Speaker1: Tatsächlicherweise, und das kann man auch ganz offen ansprechen,
Speaker1: meistens an Präparaten testen und ausprobieren, das ist die beste Möglichkeit dafür.
Speaker1: Franziska, jetzt gibt es ja viele Techniken, haben wir ja gerade eben gehabt
Speaker1: mit 3D-Navigation und so weiter.
Speaker1: Gibt es denn auch Fälle, wo du sagst, nee, das ist nichts zum Operieren,
Speaker1: das muss man konservativ behandeln?
Speaker0: Absolut. Also das hält sich wahrscheinlich nicht nur die Waage,
Speaker0: sondern der primäre Ansatz ist natürlich schon immer, möglichst zu versuchen,
Speaker0: die Patienten von einer großen operativen Maßnahme fernzuhalten.
Speaker0: Es sei denn, es gibt schwerste Lähmungen
Speaker0: oder dass der Patient eine akute Querschnittsymptomatik aufweist.
Speaker0: Aber bei allem anderen ist es ja eine Ermessenssache, wann man praktisch operiert.
Speaker0: Und da sollte tatsächlich immer, wenn das dafür steht, der konservative Therapieversuch
Speaker0: absolut als erstes, also als, wie man neudeutsch sozusagen sagt,
Speaker0: als Firstliner Folgen. Ja, klar.
Speaker1: Dann ist der Smiley-Stell mal die erste Patientenfrage mit rein,
Speaker1: die wir bekommen haben im Vorfeld.
Speaker1: Wie lange dauert denn so in der Regel eine normale Bandscheibenoperation?
Speaker1: Jetzt können wir dazu aber sagen, normale Bandscheiben gibt es nicht und Bandscheibenvorfälle
Speaker1: normal gibt es auch nicht.
Speaker1: Aber gibt es denn so eine Richtlinie ungefähr, was man Patienten sagen kann?
Speaker0: Ein bisschen auch technisch abhängig, endoskopisch 35 Minuten,
Speaker0: mikrochirurgisch 45 bis 60 Minuten. Also das ist für Wirbelsäule eher absolutes Unterfeld.
Speaker1: Dazu müssen wir aber auch sagen, wenn wir jetzt hier hören von der Florida Heider,
Speaker1: 35 bis 40, 45 Minuten, dann reden wir hier von der reinen OP-Zeit.
Speaker1: Das bedeutet diese sogenannte Schnittnachzeit.
Speaker1: Es gibt aber auch noch Einleitungsphasen für die Anästhesie und so weiter.
Speaker1: Also nicht wundern oder ich möchte dann bitte nicht danach wieder in den sozialen Medien lesen.
Speaker1: Meine OP hat aber zwei Stunden gedauert. Ich bin um 8 Uhr eingeschleust worden
Speaker1: und um 12 Uhr im Aufwachraum aufgewacht.
Speaker1: Das ist wirklich die reine OP-Zeit. Alles, was da rundherum noch läuft,
Speaker1: sind ganz andere Bereiche, die wir in einer anderen Folge mit einer OP-Schwester
Speaker1: und mit einer Bereichsleitung von einem Auffachraum auch mal besprechen.
Speaker1: Franziska, jetzt kommen wir zu dem Punkt Patientinnen verstehen Kommunikation und Aufklärung.
Speaker1: Welche Ängste begrennen dir denn im Erstgespräch am häufigsten?
Speaker0: Also was sicherlich eines das häufigste ist, ist, dass die Patienten zu einem sagen,
Speaker0: hoffentlich kann ich danach wieder oder immer noch laufen oder wache ich aus
Speaker0: der Narkose wieder auf, was natürlich mich persönlich nicht betrifft,
Speaker0: weil ich ja die Narkose nicht mache.
Speaker0: Aber das sind so die Dinge, was die Patienten schon sozusagen umtreibt,
Speaker0: ob sie eine neurologische Verschlechterung erfahren oder ob sie überhaupt eine
Speaker0: Verbesserung ihrer Schmerzsymptomatik erfahren.
Speaker1: Wir haben jetzt auch im Vorfeld Verlagen gesammelt und haben dann jetzt eine
Speaker1: Frage zusammengelegt, die wirklich oft kam.
Speaker1: Wie erklärst du dann deinen Patienten den Unterschied zwischen mechanischem
Speaker1: und funktionellem Schmerz?
Speaker0: Ich versuche natürlich schon immer, dass man versucht, anhand der zugrunde liegenden
Speaker0: Diagnostik, die man hat, Röntgenbilder,
Speaker0: MRT oder CT-Bilder, den Patienten die Ursache des Schmerzes,
Speaker0: wo der herkommt, wenn es ein anatomisches Korrelat gibt, zu erklären.
Speaker0: Es gibt natürlich mechanische Probleme, funktionelle Probleme sind ja schon
Speaker0: eher so Probleme, die man vielleicht operativ gar nicht adressieren.
Speaker2: Sollte oder schlecht
Speaker0: Überhaupt. Und da ist natürlich schon, das muss man mit Fingerspitzengefühl
Speaker0: machen, damit die Patienten trotzdem glauben, sie sind oder merken, sie werden verstanden.
Speaker0: Und das gibt ja dann doch immer mal wieder, dass sie sagen, sie waren bei Kollegen
Speaker0: und die haben dann gesagt, ja, sie haben ja nichts oder so.
Speaker0: Also da muss man irgendwie schon schauen, dass man den richtigen Ton trifft.
Speaker1: Gibt es denn auch sowas wie No-Gos oder Missverständnisse in der Rückentherapie,
Speaker1: die du immer wieder hörst, wo du sagst, dann kannst du nur noch mal den Kopf
Speaker1: schütteln, wenn die Patienten mit gewissen Punkten zu dir kommen?
Speaker0: Also leider ja.
Speaker0: Man muss natürlich schon hinterfragen, ob man ihnen das so gesagt hat,
Speaker0: aber man hört immer wieder, dass Patienten einer erzählen, sie waren bei einem
Speaker0: Kollegen und der hat gesagt, wenn sie nicht morgen operiert werden,
Speaker0: sitzen sie im Rollstuhl.
Speaker0: Also das sind solche Aussagen, da habe ich wirklich ein Problem damit,
Speaker0: weil das passiert ja nicht. Also das passiert ja nicht.
Speaker1: Tatsächlicherweise habe ich genau so einen Fall, gerade den wir anschließend
Speaker1: auch noch kurz besprechen müssen, gestern erst gehört, ja, wenn ich mich doch
Speaker1: die nächsten zwei Wochen nicht operieren lasse, dann bin ich doch gelähmt.
Speaker1: Auch sowas begegnet einem ja wirklich häufiger im Alter und vor allem,
Speaker1: wir haben es ja auch schon gehabt in den anderen Folgen oder auch in der Anästhesie-Folge,
Speaker1: tatsächlicherweise auch in diesem Bereich.
Speaker1: Franziska, es ist ja so, dass nicht alle OPs zu 100% Zufriedenheit führen,
Speaker1: leider Gottes, aber es ist normal, jeder Mensch ist anders.
Speaker1: Gibt es denn, ist man dann als Patient ein dauerhafter Schmerzpatient oder gibt
Speaker1: es da auch noch andere Wege?
Speaker0: Also ich glaube, das Grund oder das Wichtigste ist schon mal,
Speaker0: dass man ehrlich mit dem Patienten im Vorfeld bereits kommuniziert,
Speaker0: was oder ein gewisses Erwartungsmanagement betreibt.
Speaker0: Was ist überhaupt zu erwarten an so einer Wirbelsäulenoperation?
Speaker0: Wenn ein Patient, sage ich jetzt mal, drei, vier Mal schon voroperiert ist,
Speaker0: der wird natürlich immer Schmerzen haben.
Speaker0: Schon besser natürlich, wenn man eine neue Operation macht, weil sonst wäre
Speaker0: es ja völlig unmoralisch, den Neu-OP zu machen.
Speaker0: Aber man muss mit dem Patienten ehrlich das besprechen.
Speaker0: Und man kann einem Patienten nicht 100% Schmerzfreiheit garantieren an der Wirbelsäule.
Speaker2: Das gibt es einfach nicht,
Speaker0: Weil jeder hat irgendwann mal Rückenschmerzen. Das finde ich ist das eine.
Speaker0: Dann wenn natürlich jeder macht, vielleicht hat auch mal einen schlechten Tag,
Speaker0: dann kann mal so eine OP nicht ganz so gut laufen.
Speaker0: Dann finde ich auch, ist die ehrliche Kommunikation im Nachgang extrem wichtig,
Speaker0: dass man mit dem Patienten einfach auf Augenhöhe bespricht, wie ist das jetzt so.
Speaker2: Und wenn weiter oder Restbeschwerden bestehen bleiben,
Speaker0: Dann gibt es natürlich schon vielfältige Möglichkeiten auch noch. Also da ist.
Speaker2: Eben das Stichwort
Speaker0: Schmerztherapie oder so multimodale Ansätze.
Speaker2: Die man dann, die leider,
Speaker0: Das ist ja auch sowas in dem heutigen Gesundheitssystem, nicht als solches immer
Speaker0: gern abgebildet werden, weil die finanziell vielleicht manchmal nicht so sind,
Speaker0: wie eine OP, die sich rechnet.
Speaker0: Aber solche Dinge sollte man auf gar keinen Fall außer Acht lassen.
Speaker1: Ja, also definitiv. Franziska, wir haben in den Folgen ja schon über die Thematik
Speaker1: Fusion jetzt an der Lendenwirbelsäule gesprochen,
Speaker1: auch an der Halswirbelsäule und dann kam häufig die Frage zurück,
Speaker1: Darf ich dann noch Sport machen?
Speaker0: Total, wenn das wie jedes Implantat eingeheilt ist.
Speaker2: Wir wollen ja die Patienten nicht operieren,
Speaker0: Dass sie danach keinen Sport mehr machen, sondern gerade eben,
Speaker0: dass sie wieder was machen.
Speaker1: Wunderbar. Franziska, kommen wir zu dem Punkt Rückengesundheit im Alltag.
Speaker1: Ein sehr wichtiger Punkt, wie ich finde, muss ich mich selbst auch damit ermahnen.
Speaker1: Du bist selbst sportlich aktiv, Skifahren, Werksteigen.
Speaker1: Was bedeutet Haltung für dich körperlich und beruflich?
Speaker0: Also wenn man die Haltung rein auf das Körperliche natürlich reduziert,
Speaker0: bedeutet mir das sehr viel, weil die Wirbelsäule das tragende Element sozusagen ist.
Speaker0: Aber Haltung bedeutet für mich natürlich im übertragenen Sinn auch viel und
Speaker0: dass man eben auch im Alltag seine Prinzipien befolgt und sich nicht von reinen
Speaker0: Wirtschaftlichkeiten leiten lässt.
Speaker2: Ist für mich schon extrem wichtig.
Speaker1: Jetzt haben wir ja gerade schon von dir auch die Alltagspunkte gehört.
Speaker1: Hast du denn ein, zwei Punkte, die du vorschlägst oder die du unseren Zuhörern
Speaker1: geben könntest, was du ihnen empfehlen könntest?
Speaker0: Also ich muss mich ja selber auch, wahrscheinlich wie du auch,
Speaker0: an die eigene Nase fassen, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt des Tages einen
Speaker0: gewissen Haltungsverfall selber hinlegt.
Speaker0: Aber gerade wenn man überwiegend am Schreibtisch arbeitet oder so,
Speaker0: sollte man schon vielleicht zwischendurch einfach mal aufstehen und den Schreibtisch
Speaker0: rumlaufen und sich dann wieder hinsetzen.
Speaker0: Alleine das kurzer Positionswechsel hilft ja schon, dass sich die Haltung auch
Speaker0: ein bisschen verändert und dass man nicht einfach in so einer,
Speaker0: sag ich mal, irgendwann so einer Bückhaltung vor irgendwas ist.
Speaker0: Und so kleine, tatsächlich kleine Achtsamkeiten, das muss ja nicht viel Zeit in Anspruch nehmen.
Speaker0: Ich glaube, es lässt sich viel im Alltag unterbauen. Man muss halt nur einfach
Speaker0: tatsächlich sich selber mal ein bisschen dazu zwingen, ja.
Speaker1: Definitiv, ja.
Speaker1: Jetzt gab es vor kurzem ein physiotherapeutisches Symposium in der Münchner
Speaker1: Olympiahalle mit lauter Physiotherapeuten und Sportmedizinern und dann kam der SARS.
Speaker1: Sitzen ist das neue Rauchen. Siehst du das, gerade wenn es um die Thematik Bewegung
Speaker1: geht, als übertrieben oder richtig?
Speaker0: Also ich sehe es eher wahrscheinlich als übertrieben, weil es kommt ja darauf an, wie ich sitze.
Speaker2: Sitze ich oder hänge ich?
Speaker0: Also das sind da dann deutliche Unterschiede. Oder lümmel ich in meinem Stuhl?
Speaker0: Aufrechtes Sitzen ist ja jetzt per se nicht schlecht.
Speaker0: Und die Zeit ist natürlich auch was. Ich meine, viele Leute müssen sitzen,
Speaker0: weil sie sitzende Arbeitstätigkeiten haben.
Speaker0: Also dass man apodiktisch jetzt in.
Speaker2: So eine Ecke wie
Speaker0: Eine Sucht stellt.
Speaker2: Finde ich, ist irgendwie aus dem Kontext.
Speaker1: Tatsächlicherweise habe ich auch genauso reagiert bei dem Symposium und habe
Speaker1: etwas kopfschüttelnd einen etwas direkten Wortlaut reingeworfen.
Speaker1: Wo man schon leicht übertrieben ist und Rauchen mit einer klaren Sucht zu vergleichen
Speaker1: mit einer sitzenden Tätigkeit ist schon leicht übertrieben.
Speaker0: Und hast du eine Antwort bekommen?
Speaker1: Natürlich nicht. Man möchte das ja nur so obligatorisch rastellen.
Speaker1: Wie wichtig ist dir denn die Bewegung nach der OP?
Speaker0: Ja, prinzipiell sehr wichtig, natürlich im ganzen Alltag schwierig unterzubringen,
Speaker0: aber für mich finde ich schon, Bewegung nach OP ist wichtig.
Speaker0: Es muss natürlich alles im gewissen Rahmen, gewisses Konzept haben,
Speaker0: aber das ist schon wichtig.
Speaker0: Das sind auch manchmal noch solche, sagen wir mal, fast so Mehren aus der Medizingeschichte,
Speaker0: dass man nach einer Wirbelsäulenoperation zum Beispiel eben nicht sitzen darf
Speaker0: oder sich ja nicht viel bewegen sollte.
Speaker0: Ich glaube, das ist noch so tief verankert, dass da noch viel Aufklärungspotenzial
Speaker0: auch immer zu tätigen ist.
Speaker1: Interessant, Sie haben auch genau darüber eine Patientenfrage bekommen.
Speaker1: Ich habe eine sitzende Job, ein höchst verstellbarer TÜV.
Speaker2: Der ist nie verkehrt.
Speaker1: Definitiv. Ich kann nur sagen, hier in der Klinik, wir sitzen gerade im Büro
Speaker1: von der Roteiler, ich sehe hier keinen höhenvollstellbaren Schreibtisch.
Speaker1: Es ist tatsächlich so, dass es in vielen Kliniken so ist und dass es genau bei
Speaker1: den Personen, die es am Ende reparieren mussten, da wird gespart.
Speaker2: Da wird gespart.
Speaker1: Franziska, wir haben jetzt noch eine sehr interessante Frage bekommen.
Speaker1: Wir haben ja auch in der Folge Anfang September das Thema Pilates und Yoga von
Speaker1: einer Person, die fragt, ich mache Yoga,
Speaker1: kann das auch schädlich sein bei Bandscheibenproblemen oder ist es überwiegend eigentlich glücklich?
Speaker0: Da muss ich vorweg schicken, dass ich mich weder mit Pilates noch mit Yoga selber gut auskenne.
Speaker0: Aber es ist so, generell muss man sagen, ist da nichts Verwerfliches dran.
Speaker0: Es gibt tatsächlich ganz spezielle Yoga-Übungen, wo man tatsächlich weiß,
Speaker0: dass das schlecht für die Halswirbelsäule ist, wenn man irgendwie gleichzeitig
Speaker0: die Beine irgendwie über den Kopf nach hinten verdreht oder so.
Speaker0: Also da gab es tatsächlich auch in Amerika mal Untersuchungen,
Speaker0: dass da der, das ist so, für die Halswirbelsäule auch aus die Halsgefäße schlecht.
Speaker0: Das sagen wir auch immer den Patienten, sie können gerne nach OPs auch Yoga machen.
Speaker0: Fangen, sag mal, mit so leichteren Übungen, wo man sich nicht komplett verrenken muss.
Speaker2: An und steigern das. Und wenn sie merken,
Speaker0: Die eine Übung ist nicht so wahnsinnig toll, dann lässt man die halt weg.
Speaker1: Das ist auf jeden Fall ein wertvoller Tipp. Man sollte auch immer so ein bisschen
Speaker1: auf sein Innerstes, glaube ich, gucken.
Speaker0: Das ist ja das, was auch ein bisschen in der heutigen Zeit so verloren geht.
Speaker0: Man darf seinem Menschenverstand auch ein bisschen vertrauen,
Speaker0: auch seinem eigenen Bauchgefühl, wie das so ist, ein gewisser Pragmatismus,
Speaker0: glaube ich, schadet nicht.
Speaker1: Ja, Franziska, jetzt ist es ja so, und deswegen haben wir diesen Punkt ganz
Speaker1: speziell reingesetzt, den Blick nach vorne über System und Zukunft.
Speaker1: Jetzt weiß ich ja speziell bei dir, ich kenne, glaube ich,
Speaker1: keinen Facharzt, keine Fachärztin, die auf dem Kongress der Deutschen Mürfelsäulengesellschaft,
Speaker1: auf der EUROSPYN, wirklich auf so vielen Symposien und Vorträgen ist.
Speaker1: Was braucht moderne Rückenschirurgie aus deiner Sicht in den nächsten Jahren?
Speaker0: Tja, das ist tatsächlich eine nicht ganz so einfach zu beantwortende Frage.
Speaker0: Also ich glaube, es darf weder das eine noch das andere extrem zu sehr überhand nehmen.
Speaker0: Es muss eine gesunde Mischung sein aus normalen handwerklichen Fähigkeiten,
Speaker0: unterstützt durch diese modernen Möglichkeiten, die es gibt.
Speaker2: Aber man darf sich,
Speaker0: Oder ich glaube, man muss sich davon freimachen, dass irgendwelche Maschinen
Speaker0: oder Techniken komplett alles übernehmen.
Speaker0: Der Operateur und auch die Erfahrung, die ein Operateur über die Jahre gesammelt hat.
Speaker2: Das sind schon Dinge,
Speaker0: Die kann niemand ersetzen.
Speaker2: Und eine gesunde Mischung aus allem,
Speaker0: Glaube ich, ist wichtig. Und man darf sozusagen, das klingt immer so pathetisch,
Speaker0: aber man darf den Blick aufs Ganze nicht verlieren.
Speaker0: Also man darf, das darf alles nicht in die Reihen, sagen wir mal,
Speaker0: Wirtschaftlichkeit oder so gehen, sondern das Wichtigste ist,
Speaker0: dass man irgendwie den einen anvertrauten Patienten hilft.
Speaker1: Jetzt weißt du ja, dass ich ja in meinen Folgen immer sehr speziell bin,
Speaker1: was das Thema interdisziplinäre Zusammenarbeit betrifft.
Speaker1: Wie siehst du denn da den Weg für die Zone oder was würdest du dir mehr wünschen,
Speaker1: was die Zusammenarbeit angeht?
Speaker0: Also ich glaube auch, ich habe auch in meinen Anfangszeiten erlebt,
Speaker0: dass es noch die sogenannten Generalisten oder diese alten Chefärzte gab,
Speaker0: die alles operiert haben.
Speaker0: Das ist sicherlich was, was aus der Zeit gefallen ist.
Speaker0: Eine zu starke Subspezialisierung, glaube ich, ist auch nicht ganz so gut.
Speaker0: Eine gewisse Spezialisierung ist immer wichtig.
Speaker0: Man sollte halt das machen, was man täglich macht, weil das kann man dann irgendwann gut.
Speaker0: Aber auch diese Sachen, dass man glaubt, man ist alleine und kann alles,
Speaker0: das ist einfach nicht zeitgemäß.
Speaker0: Man ist auch in der Wirbelsäulenmedizin, man ist ein Team. Und dazu gehört jetzt
Speaker0: nicht nur der Operateur und der Anästhesist, sondern da gehören die OP-Schwestern
Speaker0: oder OP-Pfleger mit dazu.
Speaker0: Und klar, die Wirbelsäule ist ja sowieso ein bisschen so ein Fachgebiet,
Speaker0: wo verschiedene Facharztstrukturen mit reinspielen.
Speaker0: Also ich glaube schon, dass der Neurochirurg, der Orthopäde,
Speaker0: der Unfallchirurg, dass man da einfach zusammen sich damit beschäftigen sollte.
Speaker0: Und auch ein Neurologe, Radiologe, das im Team arbeiten, glaube ich, ist das.
Speaker2: Was einen am meisten nach vorne bringt.
Speaker1: Das sind auf jeden Fall schöne Worte, was toll ist, wenn das in Zukunft ein
Speaker1: bisschen besser gelebt wird, vielleicht auch aufgrund von unserem Podcast.
Speaker1: Wir sind zwar noch ganz weit weg von Weihnachten, Franziska,
Speaker1: aber so lange ist er nicht mehr hin.
Speaker1: Was würdest du dir wünschen von der Politik, von Kliniken oder auch von anderen
Speaker1: Kollegen aus anderen Fachbereichen?
Speaker0: Also von der Politik würde ich mir schon wünschen, dass man endlich diese seit
Speaker0: Jahrzehnten gesehenen Probleme, die es im Gesundheitssystem gibt,
Speaker0: dass man die jetzt ohne auf irgendwelche Lobbyisten oder sonst irgendwas oder
Speaker0: Bründe Rücksicht zu nehmen, dass man die endlich mal angeht. Weil so wie das.
Speaker2: Ich nenne es immer,
Speaker0: Das System im Moment ist, wird es an die Wand fahren.
Speaker2: Über kurz oder lang. Und ich würde mir schon wünschen,
Speaker0: Dass man endlich versucht, dieses ganze Krankenkassensystem zu verschlanken.
Speaker0: Kein Land der Welt hat so viele Krankenkassen wie wir in Deutschland.
Speaker1: 88 übrigens gesetzliche Krankenversicherungen. Versicherungen.
Speaker0: Das ist wirklich die Frage, wer braucht denn sowas und dass dieses Geld,
Speaker0: das zweifelsohne in einem Gesundheitssystem ist, endlich dahin kommt, wo es gebraucht wird.
Speaker0: Das sind so meine Wünsche, weil ansonsten sehe ich schon auch das sehr kritisch,
Speaker0: wenn ich jetzt zum Beispiel dich oder mich anschaue, wer soll denn uns später
Speaker0: mal behandeln oder wer soll das bezahlen?
Speaker0: Das sehe ich so ganz rosig in die Zukunft nicht, wenn es so bleibt.
Speaker0: Und da würde ich mir von der Politik endlich mal wünschen, dass irgendjemand
Speaker0: mal da durchgreift oder einen neuen Ansatz bringt.
Speaker0: Vielleicht ist es ja jetzt, jeder sagt, ja was, jetzt haben wir eine neue Gesundheitsministerin,
Speaker0: die nicht aus der Medizin kommt, aber vielleicht ist es ja vielleicht gut,
Speaker0: dass jemand mit einem ganz anderen Blick, aber man muss sich mal trauen.
Speaker0: Und diese zunehmende Ökonomisierung muss ein Ende haben mit der Medizin.
Speaker2: Man sollte das Geld der Versicherten nicht zum Fenster rausschmeißen,
Speaker0: Das ist mir vollkommen klar, aber Ob Teufel komm raus, mit OPs oder Medizingeld
Speaker0: zu verdienen, das muss man überdenken.
Speaker0: Das führt genau zu diesen Auswüchsen, die man jetzt zunehmend sieht.
Speaker1: Ja, definitiv. Da stimme ich dir voll und ganz zu. Franziska,
Speaker1: das ist ein ganz großes Thema.
Speaker1: Das war vor kurzem aufgeploppt. Auf der letzten Runde der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft
Speaker1: wurde sie auch schon mal beäugt und langsam angestoßen,
Speaker1: die ambulanten Operationen von Bandscheibenvorfällen.
Speaker1: Wie stehst du zu dem System oder wie siehst du das? Siehst du das als guten Punkt?
Speaker1: Oder sagst du, ein Patient mit Bandscheibenvorfall sollte eigentlich schon so
Speaker1: ein, zwei Tage machen und in der Klinik liegen bleiben?
Speaker0: Also wenn die Nachsorge geklärt ist,
Speaker0: also wenn die Patienten nicht ins Off entlassen werden, sondern man ihnen vielleicht
Speaker0: am nächsten Tag einen ambulanten Kontrolltermin anbieten kann,
Speaker0: finde ich eigentlich nichts dagegen, dass man das nicht ambulant macht.
Speaker0: Die Amerikaner machen das seit Jahren und da ist auch nichts Schlimmes oder so.
Speaker0: Was halt immer das Problem ist, ist die Nachsorge. Also zu sagen,
Speaker0: ich mache eine OP und dann tschüss und schaue, wo du bleibst,
Speaker0: das finde ich jetzt schlecht.
Speaker0: Aber wenn man da ein gutes Konzept hat, ist diese Ambulantisierung,
Speaker0: also junge Patienten sehe ich auch nicht, warum die dann über zwei Nächte stationär bleiben müssen.
Speaker1: Das Problem ist natürlich auch, wir wissen beide, warum die Patienten zwei Tage
Speaker1: in der Klinik bleiben müssen.
Speaker1: Dass man wahrscheinlich den einen oder anderen Patienten auch schon einen Tag
Speaker1: postoperativ entlassen kann.
Speaker1: Wir kennen aber auch beide die positiven Seiten des ambulanten Operierens.
Speaker1: Mit Leistenbrüchen, Arthroskopien am Knie vor, ich glaube mir das,
Speaker1: also mittlerweile schon 20 Jahre fast her.
Speaker0: Kann nicht sein.
Speaker1: Definitiv.
Speaker1: Franziska, mir geht jetzt mal in einen ganz speziellen Punkt rein.
Speaker1: Frauen in der Chirurgie.
Speaker1: Und wir haben tatsächlich lang recherchiert und haben wirklich der Zahlen nicht
Speaker1: glauben wollen am Anfang.
Speaker1: Dann habe ich auch noch mal kurz drüber nachgedacht, wie viel Orthopädinnen, Unfallchirurginnen,
Speaker1: ich denn so kennen? Und dann musste ich vorstellen, okay, gut,
Speaker1: die Zahl scheint zu stimmen.
Speaker1: Also wir haben ja schon grundsätzlich, und das kriegt man ja aus den Medien,
Speaker1: wir haben nur 15 Prozent der chirurgischen Führungspositionen in Deutschland
Speaker1: sind überhaupt weiblich.
Speaker1: Und da reden wir von chirurgischen Positionen, da gehört die viszeralchirurgie
Speaker1: und alles ja auch mit dazu.
Speaker1: Also in der Orthopädie-Umfallchirurgie sind es tatsächlich 12% Frauenanteil,
Speaker1: wobei, und das muss man auch dazu sagen,
Speaker1: das bekommt ihr dann auch in der nächsten Folge mit, sind die meisten dann in
Speaker1: der Reha, also in dem Bereich Rehaversorgung.
Speaker1: Du bist eine von wenigen Frauen in der leitenden Position, in einer chirurgischen,
Speaker1: in einer großen Klinikgruppe.
Speaker1: Wie hast du das bis jetzt erlebt oder wie kam es auch dazu?
Speaker1: Hast du gemerkt, dass es schwieriger ist für dich als für Kollegen?
Speaker1: Oder war es einfach so, dass du dich da schon von Anfang an durchgeboxt hast?
Speaker0: Also das ist natürlich nach wie vor auch so ein Thema und als Frau treibt einen
Speaker0: das natürlich schon auch um, weil man ja auch sieht, dass die Zahl der Medizinstudierenden
Speaker0: zunehmend mehr Frauen sind als Männer und man sieht aber,
Speaker0: dass eigentlich hinten raus nichts weiterkommt.
Speaker0: Also irgendwo verschwinden die weiblichen Kolleginnen auf dem Weg in diese höheren Positionen.
Speaker2: Und es ist
Speaker0: Leider nach wie vor so. Es hat sich schon im Vergleich zu meinen Anfangszeiten
Speaker0: schon was gebessert, aber ich bin am Anfang diesen klassischen Vorurteilen natürlich auch erinnert.
Speaker0: Allen begegnet, was will sie denn hier und so und kann die das überhaupt und
Speaker0: gerade in der Unfallchirurgie und da ist schon noch dieses Denken da,
Speaker0: da hat deine Frau nichts verloren.
Speaker0: Also das muss man einfach so hart wie es ist sagen und ich habe schon auch die
Speaker0: Erfahrung gemacht, dass du eigentlich mehr arbeitest oder dich mehr beweisen
Speaker0: musst als irgendein männlicher Kollege. Und wenn sie, die Herren.
Speaker2: Dann merken, dass du was kannst,
Speaker0: Dann ändert sich das tatsächlich. Aber der Weg dahin ist tatsächlich nicht so
Speaker0: ganz einfach. Man muss sich schon ein bisschen ein Fällchen anziehen.
Speaker0: Und klar, also in meiner Anfangszeit.
Speaker2: Wenn man da
Speaker0: Schon über Hashtag MeToo nachgedacht hätte, dann wäre ich wahrscheinlich nie
Speaker0: dahin gekommen, weil diese Sprüche, da darf man gar nicht drüber nachdenken.
Speaker2: Das ist einfach, das ist traurig,
Speaker0: Aber das gibt es nach wie vor. Also ich wurde auch mal gefragt.
Speaker2: Ob ich Reifen
Speaker0: Wechseln kann und habe ich mich gefragt, was das jetzt, oder habe ich auch gefragt,
Speaker0: was hat das jetzt mit der Medizin zu tun?
Speaker2: Und man hieß es ja, wenn man Reifen wechseln kann,
Speaker0: Dann kann man vielleicht auch operieren.
Speaker1: Das ist eine sehr interessante Aussage. Definitiv, weil, wenn mich einer fragen
Speaker1: würde, ich habe mir mein Leben noch kein Reifel selber gewechselt.
Speaker1: Ich wüsste wahrscheinlich, wie es froh geht, aber selbst gemacht habe ich es
Speaker1: auch nicht. Von daher, das sollte wohl kein Punkt sein, aber es ist tatsächlich
Speaker1: so, es ist auch sehr auffällig.
Speaker1: Ihr habt ja schon mitgehört oder habt ihr es mitbekommen, Franziska und ich,
Speaker1: wir kennen uns schon länger, ich kenne auch noch die Zeichen,
Speaker1: als die Franziska aus Schwester betitelt worden ist.
Speaker1: Schwester, können Sie mir mal da helfen und ja...
Speaker2: Das passiert heute noch.
Speaker1: Das kann ich mir zu gut vorstellen.
Speaker0: Das passiert heute noch, wenn ich keinen Kittel anhabe, dass man automatisch
Speaker0: oder in Anfangszeiten auf Kongressen haben wir gerade viele so,
Speaker0: wenn wir internationale OP-Kurse hatten,
Speaker0: dann war ich automatisch die
Speaker0: Sekretärin von dem Herrn Professor oder irgendjemand von der Industrie.
Speaker0: Aber das ist einfach so in den Köpfen immer noch so verankert.
Speaker1: Das kann ich auch bestätigen. Ich kenne das auch so von den Kursen,
Speaker1: das ist automatisch immer so, dieser Punkt, hat der Doktor seine OP-Schwester, seine Sekretärin
Speaker1: oder der Braumer und Sollingsvormann oder seine Geliebte dabei,
Speaker1: das ist ja immer noch so ein Punkt, der immer wieder in den Köpfen von den Leuten
Speaker1: rumstirbt, weil es mal in der Schwarzwaldklinik oder bei Hallo Onkel Doc vorgekommen ist.
Speaker1: Ich habe es noch nie erlebt, ehrlich gesagt, und ich habe letztes Mal gezählt,
Speaker1: 280 Kurse mitbegleitet in meinem Lebenbesitz und habe sowas noch mitbekommen.
Speaker1: Ich habe zwar mal mitbekommen, dass ein Arzt seine beiden Kinder dabei hatte,
Speaker1: die einen Altersunterschied von vier Monaten hatten, aber das war es auch.
Speaker1: Jetzt ist es ja nicht so einfach da in der Rolle, wenn man dann so einen Tag
Speaker1: hinter sich hat und dann vielleicht zwei, drei so Aktionen auch dabei, warum man sich denkt,
Speaker1: hast du da irgendeinen Tipp für deine Kolleginnen, die vorhaben?
Speaker1: Und ich weiß tatsächlich ganz aktuell aus der Uni, dass sich wohl wieder mehr
Speaker1: Frauen für die Orthomädie und Unfallchirurgie interessieren.
Speaker0: Also das klingt auch ziemlich trivial, aber man darf sowas überhaupt gar nicht an sich ranlassen.
Speaker0: Also ich meine, es gibt ja, warum sollte eine Frau das nicht besser können oder
Speaker0: schlechter können als ein Mann?
Speaker0: Es gibt natürlich schon manche Operationen wie Hüftchirurgie und vielleicht
Speaker0: Hüfteneinrenken, wo man Kraft braucht, aber bei allem anderen braucht man nicht
Speaker0: die pure Kraft, das kann eine Frau genauso gut.
Speaker0: Und ja, man muss natürlich schon, glaube ich, ein bisschen von seinem Lebensweg
Speaker0: überzeugt sein, dass man das machen möchte.
Speaker0: Ein großes Thema ist ja nach wie vor diese Arbeitsbedingungen,
Speaker0: die sich ja auch nicht wirklich gebessert haben.
Speaker0: Und wenn du dann vielleicht in jungen Jahren irgendwie dann halbtags arbeitest,
Speaker0: weil du eine Familie hast oder so, das ist natürlich mit der Weiterbildung alles
Speaker0: schwierig. Das weiß ich auch.
Speaker0: Und das ist auch sowas, was man wahrscheinlich langfristig, muss sich da auch
Speaker0: in dem ganzen System was ändern, dass diese Arbeitszeiten flexibler werden,
Speaker0: dass man sich da ein bisschen am europäischen Ausland orientiert,
Speaker0: wie es auch gehen könnte.
Speaker1: Ja, definitiv. Also wir sehen viele Punkte und das ist ja auch ein Punkt, den der Dr.
Speaker1: Zenz auch in seiner Folge mit angesprochen hat, dass wir vielleicht immer meinen,
Speaker1: das meinen wir ja wirklich immer noch in der Medizin,
Speaker1: dass Deutschland das perfekte Land in der Medizin ist und wir alles richtig
Speaker1: machen, sondern dass wir vielleicht auch mal wieder drauf schauen und uns vielleicht
Speaker1: auch mal Tipps holen aus dem Ausland,
Speaker1: wie die das so meistern. Da ist es tatsächlich anders.
Speaker1: Ich habe zum Beispiel gesehen, in Dänemark und Schweden ist die Anzahl an Orthopäden
Speaker1: im Vergleich, also Orthopäden nennen, höher.
Speaker1: Also das definitiv kann man so sagen.
Speaker1: Franziska, wir haben am Ende immer so eine sehr entweder emotionale Frage oder
Speaker1: eine sehr bestimmte Frage,
Speaker1: die wir dir jetzt einfach mal vorspielen und du uns dann einfach nur sagst,
Speaker1: was dir jetzt im ersten Moment dann durch den Kopf ging.
Speaker0: Zwischen Visite und Vision Das Fachliche darf gehen, das Persönliche darf bleiben.
Speaker0: Was war Ihr schönster Moment im Klinik- oder Praxisalltag?
Speaker1: So, Franziska.
Speaker0: Also ich habe, der schönste Moment, das ist natürlich, da bin ich fast überfragt,
Speaker0: es gibt viele schöne Momente, muss man sagen, aber ich glaube.
Speaker2: Wenn man, was ein schönster Moment ist,
Speaker0: Ist, wenn man wirklich eine schwierige, komplexe Operation mit seinem Team gut
Speaker0: zu Ende bringt, der Patient glücklich ist, die Schwestern sind glücklich,
Speaker0: dann ist man selber, glaube ich, auch, dann weiß man, dass man was richtig gemacht hat.
Speaker1: Definitiv. Das ist auch immer das, wo wir sagen, das ist einfach schön zu hören von den Ärzten,
Speaker1: wenn einfach das im Team und dieses Team einfach im Gesamten einfach super funktioniert.
Speaker1: Und ja, das freut uns immer sehr.
Speaker1: Wir haben jetzt tatsächlich auch
Speaker1: noch ein Patienten-Statement bekommen und tatsächlich speziell von dir,
Speaker1: also für dich so gesehen, mit wirklich sehr emotionalen Worten, muss man sagen.
Speaker1: Also wir waren wirklich intim gerührt, als wir das gelesen haben.
Speaker1: Ich bin mit großen Ängsten in die Schirmtrinik gekommen. Diagnose Spinalkranalstenose.
Speaker1: Ständige Schmerzen, nachts kaum Schlaf.
Speaker1: Dr. Franziska Heider hat sich Zeit genommen, hat erklärt, zugehört und mir die
Speaker1: Angst vor der OP genommen.
Speaker1: Die Operation selbst war minimalinvasiv. Ich war am zweiten Tag schon wieder
Speaker1: auf den Beinen, aber was mich wirklich beeindruckt hat, ist die Kombination
Speaker1: aus absoluter fachlicher Kompetenz und einem Gefühl von Menschlichkeit.
Speaker1: Heute gehe ich wieder wandern und ich weiß, ich war in den richtigen Händen.
Speaker1: Franziska, wenn du sowas hörst, was fehlt dir durch den Kopf?
Speaker0: Na klar, das freut einen natürlich. Und dann weiß man, dass man eigentlich das.
Speaker2: Nicht so ganz
Speaker0: Falsch macht, was man die ganze Zeit so macht.
Speaker1: Franziska, zum Ende vielen lieben Dank, dass du dir heute Zeit genommen hast, noch nach Dienstende,
Speaker1: für unseren Podcast, für unsere Zuhörer, auch für deine offene und ehrliche
Speaker1: Art, für den tiefen Einblick auch in die Medizin, auch mit Schrauben,
Speaker1: Prothesen und Co.
Speaker1: Und ich glaube, dass es auch für viele Kollegen in dem Fachbereich Orthopädie,
Speaker1: Unfallchirurgie oder auch, wie wir wissen, in der Wirbelsäulenchirurgie auch
Speaker1: viel mit Neuroschirurgie zu tun hat, dass es geholfen hat.
Speaker1: Danke dir für deine Offenheit und einen schönen Nachmittagabend dir da noch.
Music: Music
Speaker0: Das war Zwischen Visite und Vision – Medizin im Gespräch.
Speaker0: Wenn dir diese Folge gefallen hat, freuen wir uns, wenn du unseren Podcast abonnierst,
Speaker0: weiterempfiehlst und natürlich wieder reinhörst.
Speaker0: Hier sprechen wir mit Menschen, die Medizin leben. Über Herausforderungen,
Speaker0: Chancen und das, was wirklich zählt.
Speaker0: Vertrauen, Wissen und der Blick nach vorn.
Speaker0: Du findest uns auf allen gängigen Podcast-Plattformen sowie auf Instagram unter
Speaker0: add-zwischen-visite-und-vision, wo wir dir spannende Einblicke und Updates zu
Speaker0: den kommenden Folgen bieten.
Speaker0: Noch näher dran bist du über unseren WhatsApp-Kanal oder du schreibst uns einfach
Speaker0: direkt an kontakt-add-zwischen-visite-und-vision.com mit deinen Fragen,
Speaker0: Themenwünschen oder Anregungen.
Speaker0: Bleib gesund, neugierig und offen für neue Perspektiven.
Speaker0: Dein Podcast-Team zwischen Visite und Vision Medizin im Gespräch.
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